Heute morgen nun ist der zunächst unbefristete Streik des Kabinen- und Bodenpersonals der Lufthansa in Kraft getreten. Nach ersten Meldungen waren die Auswirkungen auf den Flughäfen Frankfurt und Hamburg, auf die sich die Streikaktionen konzentrieren sollten, zunächst noch gering. Die ersten Flüge hoben planmäßig ab und auch Landungen erfolgten ohne nennenswerte Verspätungen. Da die Streikmaßnahmen jedoch erst anlaufen, wird im Laufe des Tages noch mit erheblichen Verspätungen oder auch Ausfällen im gesamten Flugverkehr gerechnet. Passagiere sollten sich vor ihrem geplanten Flug daher auf jeden Fall über die aktuelle Situation informieren. Unter den Passagieren sind auch zahlreiche Urlaubsreisende, die sich verärgert fragen, warum die Streiks denn unbedingt zur Urlaubszeit angesetzt werden müssen.

Worum geht es überhaupt? Die betroffenen Mitarbeiter wollen mehr Geld, so wie es bei anstehenden Tarifverhandlungen eigentlich immer der Fall ist. Die Lufthansa hat bereits ein Angebot vorgelegt und bietet eine gestaffelte Lohnerhöhung von 6,7% plus einer Einmalzahlung. Hört sich erst einmal gar nicht so schlecht an, aber ist das Angebot auch wirklich gut? Die Gewerkschaftsvertreter von Ver.di kritisieren, dass das Angebot nur knapp über dem Inflationsausgleich läge und fordern daher ihrerseits 9,8% mehr Geld – und zwar für ein Jahr. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, wurden die Streiks für diese Woche angekündigt. Das dabei auf Befindlichkeiten von Fluggästen Rücksicht genommen wird, war seitens der Gerwerkschaft nicht zu erwarten. So hatten wir es auch schon bei den Bahnstreiks vor einem Jahr erlebt. Der Tarifkonflikt wurde auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen, die zum Teil stundenlange Verspätungen in Kauf nehmen mußten.

Nun darf man bei der ganzen Diskussion nicht außer Acht lassen, dass die Lufthansa im letzten Jahr sehr gut verdient hat und daran sicher auch ihre Mitarbeiter beteiligen könnte. Aber tut sie das mit ihrem Angebot nicht schon? 6,7% plus eine Einmahlzahlung sind ja auch nicht gerade wenig. Was passiert denn langfristig, wenn die Lohnabschlüsse nicht moderat bleiben. Schon die Währungshüter der EZB mahnen bei ihrer Geldpolitik, mit Blick auf die Gewerkschaften, ständig eine moderate Lohnpolitik mit gemäßigten Steigerungsraten an, um die Inflationsspirale nicht noch weiter anzukurbeln.

Die Lufthansa wird bei entsprechend höheren Personalkosten kaum umhin kommen, die gestiegenen Kosten auch an die Passagiere weiterzugeben. Die Flugpreise werden dann weiter steigen und die Zeche zahlt wie immer der Verbraucher. Zusätzlich verschärft sich das Problem für die Lufthansa (und deren Kunden) noch durch die rasant gestiegenen Kerosinkosten, die bei Wettbewerbern schon zu ersten Streckenstilllegungen und Ausdünnung der Flotten geführt haben.

Was auch immer am Ende bei diesem Tarifstreit herauskommt, er könnte richtungsweisend sein für die Forderungen der anderen Spezialgwerkschaften, in denen viele Mitarbeiter des Boden- und Kabinenpersonals organisiert sind. Die schauen sich das Gerangel erst einmal an, vereinzelt positionieren sie sich aber auch schon. So soll die Gewerkschaft UFO, in der ein Großteil des Kabinenpersonals organisiert ist, angekündigt haben, im nächsten Jahr sogar 15% mehr Geld für seine Mitgleider zu fordern.

Wie auch immer – schon jetzt ist es extrem ärgerlich, dass ein solcher Streik zu einem Zeitpunkt kommt, an dem er auch die Kunden der Lufthansa (und letztendlich auch der Lufthansa-Mitarbeiter) ganz besonders empfindlich trifft. Aber das scheint die Gewerkschaften offensichtlich nicht besonders zu interessieren oder gehört sogar zum Kalkül.