Neapel versinkt wieder einmal im eigenen Müll. Für die süditalienische Stadt am Fuße des Vesuv ist dieser Zustand eigentlich nichts Neues, denn schon in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Meldungen über stinkende Müllberge auf den Bürgersteigen der Millionenstadt. Das Problem scheinen die Neapolitaner nicht in den Griff zu bekommen und für das Image der Stadt ist dieser Zustand ein Desaster.

Die Ursache der nicht entsorgten Müllberge vor den Häusern und Wohnungen der sechs Millionen Einwohner Neapels sind vielfältiger Natur. Zum einen liegt es an den Einwohnern selbst, denn sie trennen ihren Müll nicht und produzieren den höchsten Pro-Kopf-Müll in ganz Italien. Das alleine reicht allerdings nicht aus, um zu erklären, warum die produzierten Müllberge nicht entsorgt werden können. Die wenigen Mülldeponien rund um Neapel sind überfüllt und haben kaum mehr Kapazität, weiteren Müll aufzunehmen. Ein möglicher Lösungsansatz wäre daher der Bau von Müllverbrennungsanlagen, doch hier legen sich regelmäßig die Bürger quer. Aus Furcht vor Auswirkungen auf ihre Gesundheit protestieren und demonstrieren die Neapolitaner regelmäßig gegen alle Pläne, neue Verbrennungsanlagen und Deponien zu bauen oder stillgelegte wieder in Betrieb zu nehmen. Von verschiedener Seite wird auch immer wieder gemutmaßt, die Camorra – die neapolitanische Mafia – hätte dabei ihre Finger im Spiel, denn die illegale Müllentsorgung soll für sie ein sehr einträgliches Geschäft darstellen.

Viele Bürger greifen deshalb mittlerweile zur Selbsthilfe und zünden die Müllberge vor ihren Häusern selbst an und nehmen dabei in Kauf, dass bei der Verbrennung giftige Dioxine freigesetzt werden. Warum die neapolitanischen Bürger jedoch auf der einen Seite gegen den Bau von Verbrennungsanlagen protestieren, bei denen die giftigen Dämpfe zumindest noch fachgerecht gefiltert werden können und so nicht in die Umwelt gelangen, auf der anderen Seite aber stattdessen lieber zur Selbsthilfe greifen und sich dem gefährlichen Qualm aussetzen, bleibt einem Außenstehenden eher unverständlich. Möglichkeiten, das Müllchaos in Neapel zu beheben, wären also vom Grundsatz vorhanden, zum einen durch konsequenteres „Müllmanegement“ (Abfallvermeidung und –trennung) in den Haushalten und zum anderen durch den Bau moderner Müllverbrennungsanlagen. Da derzeit Beides in weiter Ferne zu liegen scheint, hat die Stadtverwaltung von Neapel sogar schon damit begonnen, Müll zum Teil zu „exportieren“ (unter anderem auch nach Deutschland), um wenigstens einen Teil des Chaos zu beseitigen. Eine grundsätzliche Lösung des Problems ist damit aber nicht zu erwarten.

Der Imageschaden für Neapel ist bereits jetzt beträchtlich und könnte der Stadt für die Zukunft eine Menge Touristen – und damit wichtige Einnahmen – kosten. Selbst der ADAC hat schon erste Verhaltensempfehlungen gegeben, um Erkrankungen zu vermeiden. Es wäre sicher sehr schade, wenn es dann irgendwann nicht mehr „Bella Napoli“ hieße.