Nicht einmal ein halbes Jahr ist es her, da wurde unter großem öffentlichen Interesse die neue U-Bahn von Palma de Mallorca eingeweiht. Für die Insel Mallorca ist die neue knapp 9 Kilometer lange U-Bahn-Linie, die das Zenrum von Palma mt der Universität von Mallorca verbindet, ein großes Prestigeprojekt, denn nur wenige Städte in Spanien verfügen bisher über eine eigene U-Bahn (neben Palma sind das bisher noch Madrid, Barcelona, Bilbao und Valencia). Doch nun droht das mit 120 Millionen Euro teuerste Infrastrukturprojekt in der Geschichte der Balearen zu einem totalen Fiasko zu werden. Nachdem zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen große Wassermassen in die U-Bahnschächte und -bahnhöfe gelaufen war, wurde die U-Bahnstrecke bis auf weiteres stillgelegt.

Was war passiert? Am vergangenen Wochenende gab es – wie einige Wochen zuvor auch schon – heftige Regenfälle auf Mallorca. An sich ist das nichts Ungewöhnliches für die Insel, denn auch in den vergangenen Jahren gab es immer wieder mal kurze und heftige Regengüsse. Für die U-Bahn Planer aber offensichtlich doch ein so überraschender Umstand, den sie so in ihren Planungen nicht berücksichtigt haben. Die Stadt Palma liegt in einer Talsenke, so dass nach Regenfällen die Wassermassen dort regelmäßig zusammenlaufen. Die Stadtverwaltung von Palma soll darauf ausdrücklich hingewiesen haben und das Gebiet auch als potenzielles Überschwemmungsgebiet deklariert haben. Offensichtlich wurde diese Hinweise von den Planern nicht ernst genug genommen, wie die derzeitigen Probleme nur zu deutlich zeigen.

Wie immer in solchen Fällen beginnen nun die gegenseitigen Schuldzuweisungen und ein heftiger politischer Streit über Zuständigkeiten und Versäumnisse ist entbrannt. Die jetzige Regierung der Sozialisten, die mittlerweile die Konservativen abgelöst hat, wirft diesen vor, das U-Bahnprojekt in der Planungsphase als Wahlpropaganda eingesetzt zu haben und dem Bau vorschnell und ohne ausreichende Expertisen, zugestimmt zu haben. So seien die Arbeiten fehlerhaft und voreilig ausgeführt worden. Der U-Bahntunnel diene bei Regenfällen als eine Art Abwasserkanal. Das für Planung und Bau politisch verantwortliche frühere Verkehrsministerium widerspricht dem natürlich energisch und weist seinerseits den zuständigen Wasserwerken die Schuld zu, da diese die Überschwemmungen hätten verhindern können. Die Wasserwerke fühlen sich natürlich ebenso wenig verantwortlich und weisen alle Vorwürfe in dieser Richtung entschieden zurück.

Wie auch immer – jetzt soll eine Expertenkommission erst einmal klären, warum es zu diesen Überschwemmungen kommen konnte und wer die Verantwortung dafür trägt oder ob bei den Bauarbeiten vielleicht sogar gepfuscht worden ist. Bis zu einer endgültigen Klärung sollen auf jeden Fall keine Züge mehr fahren. Stattdessen gibt es einen Busersatzverkehr, den man natürlich von Vornherein etwas günstiger hätte aufbauen können. Mallorcas großes Prestigeprojekt ist zunächst einmal zu einer großen Posse geworden – Ausgang ungewiß.