Knapp neun Millionen Menschen leben heute in Ruanda: wahrscheinlich hätte die Bevölkerungszahl längst einen zweistelligen Millionenwert erreicht, wenn nicht im Jahr 1994 rund eine Millionen Menschen des Landes dem sogenannten Völkermord zum Opfer gefallen wären. Innerhalb von nur zehn Tagen tötete die Hutu-Mehrheit drei Viertel der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit. Die verschiedenen ethnischen Gruppen entstanden in Folge der belgischen Kolonialherrschaft, in Rahmen derer entschieden wurde, das jeder Ruander, der mehr als zehn Rinder besaß, der Gruppe der Tutsi zugeordnet und jeder der weniger besaß, ein Teil der Bevölkerungsschicht der Hutu wurde.

Die Tutsi-Minderheit sollte die einheimische Führung bilden und das Land im Sinne der Kolonialherren weiterregieren. Für den Völkermord an den Tutsi zeigten sich hauptsächlich Täter aus der staatlichen Armee, der Polizei und der Verwaltung verantwortlich.

16 Jahre sind seither erst vergangen, doch wer heute nach Ruanda kommt, den erinnert auf den ersten Blick nichts an die schrecklichen Morde. Die Bevölkerung spricht nicht gerne über die Vergangenheit, dabei hat jedes Haus, jedes Stadtviertel seine ganz eigene Geschichte zu den Ereignissen Mitte der Neunziger Jahre.

Die Menschen in Ruanda jedoch blicken lieber nach vorne und wollen Touristen für ihr Land begeistern. Anders als Kenia oder Südafrika gilt Ruanda noch nicht als etabliertes Reiseziel auf dem afrikanischen Kontinent: dem „Land der tausend Hügel“ mangelt es an touristischer Infrastruktur oder großen Nationalparks. Dabei hat Ruanda durchaus seine schönen Seiten: Hauptattraktion für die wenigen, aber zumeist zahlungskräftigen Besucher aus aller Welt sind die Berggorillas.

Ortskundige Reiseführer geleiten die Touristengruppen hinauf zu den Hängen der Virunga-Vulkankette, wo einige Familien der mächtigen „Silberrücken“ leben, die bereits an den Kontakt mit dem Menschen gewöhnt sind. Damit der Tourismus jedoch merklich zur Wirtschaft in Ruanda beiträgt müssen mehr Reisende in das ostafrikanische Land kommen. Die Menschen in Ruanda setzen ihre Hoffnung in weitere Natur-Attraktionen wie den Kivu-See, den Nyungwe-Bergregenwald im Süden oder der Wiederbelebung des Akagera Savannen Parks.