Der Film „Im Rausch der Tiefe“, in dem die Rivalen Jean Reno und Jean Marc Barr ohne Atemmasken und Sauerstoffgeräte in die Tiefen des Ozeans tauchten, hat Millionen Zuschauer gefesselt. Die Geschichte wurde von dem Franzosen Jacques Mayol inspiriert, der im Jahr 1976 als erster Mensch ohne Hilfsmittel in 100 Meter Tiefe vordrang.

Bis heute ist Apnoetauchen (griechisch: Atemstillstand/ Nichtatmung) ein sehr populärer Extremsport. Und längst wurde der Rekord von Mayol in den Schatten gestellt – mit nur einem einzigen Atemzug können ambitionierte Taucher eine Strecke von mehr als 225 Metern zurücklegen, über neun Minuten unter Wasser bleiben oder auf 214 Meter unter dem Meeresspiegel abtauchen.

Den derzeitigen Weltrekord im Tieftauchen, der auch als no limit-Tauchen bezeichneten bekanntesten Disziplin des Apnoesports, stellte der Österreicher Herbert Nitsch im Juni 2007 auf: innerhalb von nur eineinhalb Minuten knackte er die 214 Meter-Marke, indem er sich an einem Stahlseil auf einem Schlitten hinabziehen ließ. Da der Druck im tiefen Wasser erheblich zunimmt, müssen die Sportler komplexe Ausgleichs- und Atemtechniken anwenden, um der enormen Kraft, die auf die Lungen wirkt, entgegenzuarbeiten. Auch die Trommelfelle würden ohne Druckausgleich schon nach kurzer Zeit platzen. Wie widerstandskräftig und flexibel der menschliche Körper ist, zeigt die Fähigkeit des Bloodshifting, die auch Wale und Robben besitzen: um durch die tonnenschwere Druckbelastung eine weitere Volumenabnahme der Lungenflügel zu verhindern und das Organ vor dem Kollaps zu schützen, wird Blut vom Bauch in das Lungengewebe gepumpt und lässt es so anschwellen. Darüber hinaus verlangsamt sich der Herzschlag bei trainierten Apnoisten auf bis zu zwölf Schläge pro Minute.

Die größten Risiken des Tieftauchens birgt das Auftauchen: mithilfe eines mit Pressluft gefüllten Ballons werden die Athleten nach oben gezogen, wobei das Lungenvolumen wieder stetig zunimmt und der Sauerstoffgehalt im Blut steigt. Bei zu schnellem Auftauchen werden die Gefäße mit einer Art Überdosis konfrontiert und die Sauerstoffversorgung des Gehirns bricht zusammen. Erst vor kurzem kam der französische Profitaucher Loïc Leferme bei einem Rekordversuch ums Leben.

Bisher konnte keine exakte wissenschaftliche Erklärung dafür gefunden werden, was genau im Körper in den Tiefen des Meeres geschieht. Aber ob meisterhaft oder halsbrecherisch – wie so viele Extremsportler sind auch Apnoisten auf der ständigen Suche nach dem ultimativen Kick und neuen, spektakulären Rekorden. Der nächste Coup der Tiefseetaucher – die 300 Meter-Grenze soll gesprengt werden.