Dass in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember der Nikolaus kommt und Geschenke mitbringt, die er vornehmlich in Schuhen deponiert, weiß jedes Kind. War man das Jahr über artig, gibt es eine Menge süßer Leckerein, hat man sich daneben benommen, muss man auch schon mal mit einer Rute rechnen. Doch wo liegen eigentlich die Wurzeln des gestrengen Geschenkeüberbringers, der übrigens als eine Vorlage für den rot-weißen Weihnachtsmann von Coca-Cola diente?

Fakt ist, der Heilige Nikolaus ist eine reale historische Persönlichkeit. Seinen Ursprüngen kann man in Lykien, einer Region der heutigen Türkei nachgehen. Die Stadt Myra, in der der Heilige einst einen heidnischen Tempel abgerissen und stattdessen eine Kirche errichtet haben soll, ist heute ein beliebter Pilgerort. Nikolaus wirkte hier in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof. Als Sohn vermögender Eltern soll er seine Reichtümer an die Armen verschenkt haben, was ihn für seine moderne Rolle als Geschenkeüberbringer prädestiniert.

Auch, wenn die Kirche des Heiligen Nikolaus in Myra nicht mehr das originale Gotteshaus ist, das der Bischof hier errichten ließ, ist sie doch die größte Attraktion der lykischen Stadt. Die dreischiffige Basilika mit Kuppelraum stammt aus dem 8. Jahrhundert und wurde später um einen weiteren Anbau und ein Kloster erweitert. Das noch heute Mosaike und Wandmalereien aus dieser Zeit erhalten sind, ist keine Selbstverständlichkeit, denn bis ins 19. Jahrhundert war die Kirche den Schlammassen des Demre-Fluss schutzlos ausgeliefert.

Ähnlich erging es auch den Überresten der antiken Stadt Myra, die erst nach und nach freigelegt wurden. Zum Vorschein kamen unter anderem ein Theater mit umfangreichem Dekor und die tempelähnlichen lykischen Gräber, die direkt in den Fels geschlagen wurden. Die Gebeine des Heiligen Nikolaus findet man übrigens nicht in Myra, obwohl auch er hier beerdigt wurde. Sie wurden von Seefahrern bei der Eroberung der Stadt durch die Seldschuken im 11. Jahrhundert ins italienische Bari überbracht, wo sie bis heute in der San Nicola Basilica das Ziel zahlreicher Wallfahrer sind.