Der lange Weg zur Arbeit muss keine verlorene Zeit sein – Berufspendler können auf der Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Reutlingen ihre Sprachkenntnisse aufbessern.

Seit inzwischen zehn Jahren bietet die Volkshochschule Reutlingen im morgendlichen Regionalzug das rollende Klassenzimmer an. Das „Fremdsprachen-TRAINing“ soll, angelehnt an Managerkurse im französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV, zu einer effizienten Zeitausnutzung bei in der Regel notorischem Zeitmangel führen. 

Der frühmorgendliche Weiterbildungskurs wird einmal wöchentlich im RE 22018 um 7:48 Uhr ab Reutlingen angeboten. Nach einer Übung zum französischen Hörverständnis mit anschließender Übersetzung – zum Wachwerden – folgt Konversation. Und auf den letzten Kilometern werden Verben konjugiert.

Aus akutem Platzmangel können allerdings nicht mehr als fünf Pendler, denen weiterbildende Abendkurse nach einem langen Arbeitstag zu zeitaufwändig und anstrengend wären, an den Stunden teilnehmen und so die 57 Regionalzugkilometer optimal nutzen.

Die Idee der mobilen Sprachschule wurde mittlerweile auch auf weitere Bahnstrecken exportiert: eine finnische Partnerhochschule der Reutlinger VHS veranstaltet seit 2002 morgendliche Englisch-, Deutsch- oder Russischkurse auf der Zugstrecke Riihimäki – Helsinki. Und einmal im Monat können Frankreichtouristen seit Oktober 2007 den „schnellsten Sprachkurs der Welt“ besuchen: bei einer Reisegeschwindigkeit von 320 km/h werden im TGV zwischen Stuttgart und Paris Grundkenntnisse der französischen Sprache vermittelt.

Pendeln macht also schlau. Da fehlt im Schwabenland eigentlich nur noch der Kurs „Hochdeutsch als Fremdsprache“.