Wer kennt das nicht – Termin verpasst oder Flugzeug weg, weil die Bahn mal wieder zu spät kam. Und auf eine angemessene Entschädigung kann man lange warten: die Bundesregierung plant einen Gesetzesentwurf, dem zufolge Fahrgäste, die mehr als eine Stunde auf ihren Zug warten müssen, nur 25 Prozent der Fahrtkosten erstattet bekommen. Nach Ansicht des Fahrgastverbandes PRO BAHN viel zu wenig, denn so werde festgelegt, dass 60 Minuten Verzug im deutschen Bahnverkehr vollkommen normal sind.

Die Neuregelung ist laut PRO BAHN gleichbedeutend mit einem allgemeinen Freibrief für Verspätungen: für die Deutsche Bahn sei es günstiger, die Unterhaltung von Schienennetz und Fahrzeugen zu vernachlässigen, als immer pünktlich abzufahren. Die Gesetzesentwürfe für die Rechte der Passagiere seien dagegen bisher nicht ausreichend.

Die vorgesehenen Regulierungen erfüllen nur die Mindeststandards einer EU-weiten Verordnung. Die Nachbarländer sind da deutlich verbraucherfreundlicher: während die Niederlande bei einer halben Stunde Verspätung 50 Prozent des Ticketpreises erstatten, gibt es bei dem französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV nach 30 Minuten ein Drittel des Geldes zurück. Bei dem spanischen Hochgeschwindigkeitszug werden bereits nach nur fünf Minuten Verspätung die vollen Fahrtkosten rückvergütet.