Wer hätte das gedacht? Da lernen wir jahrelang, dass Massentourismus schädlich für die Umwelt ist und jetzt stellt sich heraus, dass gar nicht die Ballermänner und Co die größten Umweltsünder sind, sondern die betuchten Individual- und Aktivurlauber. Das zumindest behauptet der Geografie-Professor Thomas Schmidt in einem Interview mit der Zeit (39/2007).

Am Beispiel Mallorca erläutert der Lehrbeauftragte der Universität Bochum die Schattenseiten des sogenannten Qualitätstourismus. Seit einigen Jahren bemüht sich die Insel von ihrem Image als reine Party- und Stranddestination herunterzukommen und setzt dabei vor allen Dingen auf Angebote im höher gelegenen Preissegment. Doch gerade diese zeichnen sich laut der Umweltstudie vom Schmidt durch einen höheren Wasser- und Landschaftsverbrauch aus. Statt wie früher großer Hotelburgen mit hunderten von Betten entlang der Küste, sind nun hunderte kleiner Fincas mit weitläufigen Gartenanlagen im Hinterland entstanden.

„Natürlich ist die Küstenlinie durch den Massentourismus zersiedelt und sind küstennahe Ökosysteme zerstört worden. Die hohen Hotelbauten an der Playa de Palma sind nicht sehr ästhetisch, aber durch diese Konzentration ist der Verbrauch an Fläche viel geringer als durch die vielen Fincas und kleinen Häuser des dezentralisierten Qualitätstourismus, für den immer mehr unberührte Flächen im Hinterland erschlossen werden“, erläutert Schmidt. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Wasserverbrauch: Ein Hotelpool den 200 Gäste gemeinschaftlich nutzen, verbraucht pro Kopf weniger Wasser, als eine kleinere Privatpool, in dem aber auch nur einem sehr kleinen Personenkreis zur Verfügung steht.

Ein weiteres Umweltmanko der Qualitätstouristen sind ihre Urlaubsaktivitäten. Golfanlagen und Yachthäfen gehören für Schmidt zu den besonders kritischen Aspekten. Allein 19 Golfplätze mit saftigen Greens stehen dem Besucher auf Mallorca zur Verfügung. Nur eine einzige dieser Anlagen verbrauche pro Tag soviel Wasser, wie ein Ort mit 8000 Einwohnern und das „in einem Trinkwassermangelgebiet“, so Schmidt. Zudem wird pro Platz eine Landschaftsfläche von 60 bis 100 Hektar benötigt. Aber Inselregierung und Investoren setzten weiterhin auf die Anhänger des grünen Sports, in den nächsten Jahren sollen fünfzehn zusätzliche Anlagen entstehen (s. auch Artikel: Wie viele Golfplätze braucht Mallorca?).

Auch die ständig steigende Zahl der Yachthäfen, stellt eine Umweltbedrohung für das Ökosystem der Insel dar. „Die Molen, die weit ins Meer ragen, führen zu einer veränderten Meeresströmung. In der Folge kommt es dann zu einer teilweise bereits deutlich mess- und sichtbaren Erosion an den Sandstränden“, erklärt der Geograf. Zudem entständen im Umfeld der Marinas hochwertige Hotels, Appartements und Restaurants, durch die naturnahe Ökosysteme verbaut und versiegelt würden. Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar.

Was also tun? Als ökologisch sinnvollen Tourismus erachtet Schmidt beispielsweise Urlaub auf dem Land, den sogenannten „Agrotourismus“. Die renovierten Bauernhäuser verbrauchen keine zusätzliche Fläche und verfügen nur über ein begrenztes Angebot.

Das Interview mit Schmidt ist auf den Seiten der Zeit Online nachlesbar.