Das Hotel „Ostel“ im Bezirk Friedrichshain sorgt derzeit für Furore in der Hauptstadt Berlin. Am 1. Mai eröffneten Guido Sand und Daniel Helbig ihr 33 Zimmer Haus in der Nähe des Berliner Ostbahnhofs. Wer den sechsstöckigen Plattenbau betritt, fühlt sich unversehens in die 70er Jahre der DDR zurückversetzt.

Großflächig gemusterte Tapeten in den Farbtönen braun und orange, dunkles Holz und Stehlampen bilden das Interieur. Die Einrichtung haben die beiden Besitzer innerhalb eines halben Jahres auf Trödel- und Antiquitätenmärkten zusammengetragen. Detailverleibtheit spiegelt sich in Accessoires, wie Plattenschränken, Fußballwimpeln von Dynamo Dresden und einem alten Ostberlintelefonbuch wieder und eben auch in Bildern von Erich Honecker, der oberhalb des Bettes über den Schlaf der Gäste wacht.

Der ehemalige Staatschef in friedlicher Symbiose mit dem Sandmännchen und anderen Fun- und Kultobjekten -das geht vielen Bürgerrechtlern und Regimeopfern dann doch zu weit. Auch Raumbezeichnungen, wie „Stasi-Suite“ und Aktionen, wie das Aufsuchen von Abhörwanzen am Eröffnungstag zeugen schließlich nicht gerade von einem ausgewogenen Geschichtsbild. „Das ist Verhöhnung der Opfer, die in den Stasikellern gelitten haben und eine Beleidigung all derer, die in der DDR benachteiligt wurden“ findet Richard Buchner aus dem Vorstand der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft. Was für die einen nur Spaß und ein findiges Geschäftsmodell ist, stellt für die anderen eine Verharmlosung und Verniedlichung der DDR-Zeit dar.

Das „Ostel“ indes schreibt schon in den ersten Monaten nach seiner Eröffnung schwarze Zahlen und freut sich ob günstiger Preise und einer zentralen Lage einer großen Fangemeinde, auch aus dem englischsprachigen Ausland. Es wird sogar schon über ein zweites „Ostel“ in Dresden nachgedacht. So lange die Ostalgie anhält, wird sich mit ihr wohl noch gut Geld verdienen lassen, auch wenn dabei elementare Bestandteile der DDR-Geschichte unter den Tisch fallen…