Es gilt zu Recht als eines der letzten großen Abenteuer der Taucherwelt: Tauchen in der Arktis, jenseits des nördlichen Polarkreises. Nur erfahrene Taucher, die über eine hohe Anzahl von Tauchgängen in Trockenanzügen und über nachgewiesene Erfahrung mit dem Sport verfügen, sollten sich an diese Herausforderung wagen. Belohnt werden sie mit einzigartigen Bildern einer Unterwasserlandschaft, die vor ihnen zumeist noch kein Mensch erblickt hat.

Die meisten Tauchexpeditionen führen ihre Teilnehmer in die Gewässer rund um Spitzbergen oder nach Grönland. Mit Schiffen, die mehr Forschungsbooten, den Luxuslinern gleichen und in denen der Komfort auf das wesentliche reduziert ist, geht es gen Norden. Das eiskalte arktische Wasser mit seinen Temperaturen zwischen null und vier Grad ist ein optimaler Nährboden für Kleinstlebewesen jeglicher Art, die wiederum größere Fressfeinde anziehen: hier nimmt die Nahrungskette ihren Anfang. Die Tierwelt ist üppig und so farbenprächtig, dass man sich unwillkürlich in tropische Gefilde versetzt fühlt. Sie reicht von Seesternen, Weichkorallen und Schalentieren über Fischschwärme, Robben und verschiedene Walarten. Ein besonderes Highlight ist sicherlich das Schnorcheln mit Robben oder gar Belugas, bei dem man den weißen Riesen ganz nahe kommt.

Aber nicht nur die Unterwasserfauna der Polarmeere lockt. Eisberge und widrige Wetterverhältnisse sorgten dafür, dass die Gewässer jenseits des Polarkreises für so manches Schiff zum Grab wurden. Zahlreiche Wracks liegen auf den Meeresgründen vor Spitzbergen und Grönland, unter ihnen Handel-, Kriegs- und Forschungsschiffe. Die geringen Temperaturen des Wassers sind Grund für einen außergewöhnlich guten Erhaltungszustand der gesunkenen Schiffe, die ausgiebig inspiziert werden können.

Das Tauchen entlang von Eisbergen erfordert einen erfahrenen Führer, der sich mit den Giganten auskennt. Die Arktis ist ständig im Wandel, Eisberge können auseinanderbrechen, sich drehen oder Taucher durch abfallende Bruchstücke verletzten. Der Reiz hier unter Wasser zu gehen, ist jedoch entsprechend hoch. Einzigartig ist das Farbspiel, das je nach Sauerstoffgehalt alle Farbschattierungen zwischen Weiß und Blau präsentiert, erhebend das Gefühl, in einer Unterwasserlandschaft zu tauchen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat und die so nie wieder zu sehen sein wird.