Nach US-amerikanischem Vorbild entwirft nun auch die Europäische Kommission einen Plan zur Risikoanalyse für Fluggäste. Ebenso wie in den USA, wo Informationen über Flugreisende bereits seit 2003 im Kampf gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität genutzt werden, sollen nun auch in der EU die Daten derjenigen Passagiere, die aus der EU ein Drittland bereisen oder aus einem Drittland eintreffen, gespeichert und den Sicherheitsbehörden zugänglich gemacht werden. EU-Justizkommissar Franco Frattini reichte hierzu einen Gesetzesvorschlag ein, welchen Bundesinnenminister Schäuble freudig akzeptierte.

Bereits beim Ticketkauf sollen Fluggäste in einem Fragebogen Auskünfte zu insgesamt 19 Punkten geben – von Emailadresse über Anzahl der Gepäckstücke und Sitznummer bis hin zu den Gründen des Aufenthalts erscheint im Kampf gegen den Terror alles interessant. Die Airlines sind verpflichtet, diese Angaben mindestens 24 Stunden vor Abflug und noch einmal nach dem Boarding an die Behörden des Ziellandes zu übermitteln, so dass mithilfe einer „Risikoanalyse“ potentielle Attentäter aufgedeckt werden können. Die Sicherheitsstellen der 27 EU-Staaten tauschen die Informationen bei Bedarf jederzeit untereinander aus.

Die nach Forderung von Frattini insgesamt 13 Jahre lang gesicherten Informationen, die nach fünf Jahren zu „schlafenden“ Daten werden sollen, könnten zwar nur bei einer reellen Bedrohung eingesetzt werden, jedoch stößt das Vorhaben wohl nicht nur im Europaparlament auf scharfe Kritik. Auch von der EU-Kommission zu einer Stellungnahme beauftragte Datenschutzexperten zeigen sich „von der Notwendigkeit eines solchen Vorschlags nicht überzeugt“. Denn obwohl sensible Angaben, wie etwa die Religionszugehörigkeit, sofort gelöscht werden sollen, lässt sich eine Einschränkung der Bürgerrechte nicht verleugnen. Jeder Flugpassagier steht unter Generalverdacht.

Allerdings kann das umstrittene Gesetz des gläsernen Bürgers auch ohne das Einverständnis des Europaparlaments von Mitgliedstaaten und Kommission durchgesetzt werden und im Jahr 2010 in Kraft treten. Für Flüge innerhalb der EU sind bisher keine Risikoprofile geplant.