Wer in den Mittleren Westen der USA reist, erwartet dort vieles, aber wohl kaum ein von einer Schweizer Almhütte inspiriertes Wohnhaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, erbaut vom Bürgermeister am Gründungsort der Stadt, von Geistern heimgesucht und mit einer Grabstätte aus den Zeiten vor Kolumbus im Garten. Es sind skurrile Entdeckungen wie diese, mit denen die Kleinstadt Rockford in Illinois, rund anderthalb Autostunden nordwestlich von Chicago gelegen, ihre Besucher immer wieder überrascht.

Das Tinker Swiss Cottage, wie das kuriose Gebäude heißt, wurde von 1865 bis 1870 von Robert Hall Tinker errichtet. Seine Inspirationen gewann er einige Jahre zuvor auf ausgiebigen Reisen durch Europa, die er nach seiner Rückkehr auf einer Kalksteinklippe am Ufer des Kent Creek umsetzte. Auch eine von Tinker gebaute Brücke über den Fluss ist Teil des Ensembles.

Die 27 Räume im Inneren des dreistöckigen Wohnhauses sind heute noch weitgehend so eingerichtet, wie Familie Tinker sie einst hinterließ. Rund 10.000 Ausstellungsstücke sind zu sehen, von denen 99 Prozent Originalstücke aus dem Haushalt sind. Viktorianisches Spielzeug, kunstvolle Möbel und eine Wendeltreppe aus einem Stück Walnussholz lassen das Anwesen wie aus der Zeit gefallen wirken und versetzen die Besucher mehr als 150 Jahre in die Vergangenheit. Die eigenwillige und aufgrund der engen Verknüpfung mit der Person Robert Tinkers in dieser Art wohl einmalige Gestaltung der Räume, beispielsweise mit abgerundeten Ecken und ungewöhnlich hohen Decken, übt einen zusätzlichen Reiz aus. Geführte Touren durch das Haus bringen den Besuchern die Geschichte des Hauses und die seines Erbauers näher.

Besonderen Nervenkitzel versprechen die Geisterjagden, die im Tinker Swiss Cottage zusätzlich zu den regulären Führungen durchgeführt werden. Die Zahl der Geschichten über spukhafte und unerklärliche Ereignisse auf dem Anwesen ist so groß, dass sich die Serie Ghost Hunters dem Cottage in einer Folge widmete. Die rund 1.000 Jahre alte Begräbnisstätte im Garten des Anwesens bietet in dieser Hinsicht reichlich Stoff für Geschichten.

1943, im Jahr nach dem Tod von Robert Hall Tinkers zweiter Ehefrau Jessie Dorr Hurd Tinker, wurde das Tinker Swiss Cottage vom Rockford Park District erworben und in ein öffentliches Museum umgewandelt. Besuche sind nur im Rahmen einer geführten Tour möglich, die immer dienstags bis sonntags um 13 und um 15 Uhr stattfinden. Termine für Geistertouren und weitere Sonderveranstaltungen werden auf der Homepage regelmäßig veröffentlicht. Informationen zur Anmeldung sowie weitere Hintergründe gibt es unter www.tinkercottage.com.