Ein Jahr ist es nun her, dass mit den Bauarbeiten am zukünftigen Berliner Großflughafen „Berlin Brandenburg International“, kurz BBI, im Süden des Airports Schönefeld begonnen wurde. Bereits in der Planungsphase sorgte der neue Flughafen für Berlin für Zündstoff unter den Einwohnern. 395 Millionen Euro (Gesamtvolumen: 2 Milliarden Euro) wurden bis heute in die neue Großbaustelle, die die Ausmaße von 2000 Fußballfeldern hat, investiert, eine eigene Autobahn und ein unterirdischer Bahnhof gebaut. 2011 soll das neue Eingangstor zur deutschen Hauptstadt fertig gestellt werden. Noch bedarf es jedoch einiger Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass hier der drittgrößte Flughafen des Landes entsteht.

Während oberirdisch noch ein weites Baufeld aus Lehm und Sand, auf dem zahlreiche Baufahrzeuge ihre Runden drehen, vorherrscht, gibt es unter der Erde schon einiges zu sehen. Der gut zur Hälfte fertig gestellte 405 Meter lange und circa 60 Meter breite BBI-Bahnhof befindet sich unterhalb des zukünftigen Terminals und bildet zugleich dessen Fundament – eine weltweit einzigartige Konstruktion. Auf drei Bahnsteigen mit insgesamt sechs Gleisen sollen die Fluggäste mit dem Airport-Shuttle aus der Berliner Innenstadt, der Deutschen Bahn und internationalen Zugbetreiber direkt in das Herz des neuen Flughafens gefahren werden. Von hier gelangen sie unmittelbar in das sechsgeschossige Terminal mit 16 Fluggastbrücken; der Baubeginn für die Abfertigungshalle ist für das nächste Jahr geplant.

Das erste Baujahr am BBI ist ansonsten vor allen Dingen mit der Schaffung der dringend benötigten Infrastruktur für das Großprojekt vergangen. Es wurden 26 Kilometer Trink- und Abwasserleitungen umgelegt, ein neues Umspannwerk errichtet und das modernste Betonwerk Europas, mit eigener Schienenanbindung, in Betrieb genommen. Darüber hinaus wurden zusätzliche Rollbahnanschlüsse für die jetzige südliche Start- und Landebahn des Flughafens Schönefeld gebaut, die später als Nordbahn des BBI fungieren wird. Damit sich auch die Öffentlichkeit ein Bild von den Baufortschritten machen kann, wird ein 32 Meter hoher Aussichtsturm mit angeschlossenem Informationszentrum noch in diesem Jahr eröffnet.

22 Millionen Passagiere pro Jahr sollen ab Oktober 2011 in „Berlin Brandenburg International“ abgefertigt werden. Das Land Berlin erhofft sich neben den gestiegenen Fluggastkapazitäten und dem Prestigegewinn, endlich einen Airport zu haben, der einer Hauptstadt würdig ist, auch die Schaffung von insgesamt 40 000 neuen Arbeitsplätzen. Daran jedoch zweifeln die Gegner des Großflughafens, allen voran der „Bürgerverein Brandenburg-Berlin“ mit seinen 5000 Mitgliedern. Anwohner fürchten eine gravierende Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Fluglärm und Umweltverschmutzung und reichten beim Bundesverwaltungsgericht Klage ein, die jedoch im März 2006 in großen Teilen als unbegründet abgewiesen wurde. Ein Kritikpunkt der Airport-Gegner, dass beim Bau regionale Firmen zu kurz kommen könnten, scheint mittlerweile bereits widerlegt: Von den bisher investierten 395 Millionen Euro, flossen immerhin 285 Millionen Euro in die heimische Wirtschaft.