In Bagdad tobt noch immer der Krieg. Und trotzdem will der Irak aus seiner Hauptstadt ein feudales Reiseziel machen: mitten im Tigris soll eine „Hochzeitsinsel“ entstehen, die wohlhabende Frischvermählte und andere Luxustouristen anspricht.

Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen etwa 2,2 Milliarden Euro für in traditionsreicher osmanischer Bauweise angelegte Golfplätze, Edelrestaurants, luxuriöse Hotelanlagen, Wellness-Tempel und Wassersportanlagen investiert werden – in einer Landschaft, in der beinahe täglich nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten bei Terroranschlägen ums Leben kommen.

Bei den Einheimischen erfreut sich das Eiland im Tigris großer Beliebtheit. Für etwa 30 Eurocent können sie am Ufer entlang schlendern. Schon in den 1980er Jahren war die etwa zwei Quadratkilometer große Dschasirat el A’arass ein sehr populäres Ziel für Eheschließungen und Flitterwochen, jedoch war durch die UN-Sanktionen seit den 90ern kein Massentourismus im Irak mehr möglich.

Das Auswärtige Amt rät allerdings, trotz einer statistisch verbesserten Sicherheitslage, wegen zahlreicher Anschläge und Feuergefechte von Reisen in den Irak ab. Die deutsche Botschaft in Bagdad wurde für die Allgemeinheit geschlossen.

Trotzdem hoffen die irakischen Behörden auf eine Stabilisierung der Sicherheitslage, um ihr Land zwischen Euphrat und Tigris in eine touristische Nobeladresse umwandeln zu können. Der Tourismusverband möchte das Fremdenverkehrswesen gar als wichtigste Einnahmequelle des Landes etablieren. Ein sehr ehrgeiziges Ziel: bisher liefert die Ölindustrie rund 93 Prozent des Gewinns.

Die Pläne sind also da – nur die Investoren lassen noch auf sich warten.