Ein Land im Bann des Kindchenschemas: Bestimmten Pokémon, Manga-Comics und Hello Kitty zu Beginn nur die Fantasien adoleszenter japanischer Schulmädchen, hat „Kawaii“, die japanische Niedlichkeitskultur mit ihren putzigen, unschuldigen Hauptakteuren, seit den 1980er Jahren unaufhaltsam die Kultur des ganzen Landes erobert. Nicht nur Werbekampagnen und Gebrauchsanweisungen wird durch stupsnäsige Autos, telleräugige Computermäuse und munter lächelnde Waschmaschinen der besondere japanische Ausdruck verliehen.

Doch nun soll Schluss sein mit „Hello Kitty“ und Co.: 16 aufstrebende und renommierte japanische Künstler haben genug von der ausgefeilten fernöstlichen Kindeswelt und lassen in der neuen Ausstellung „Bye Bye Kitty!!! Between Heaven And Hell In Contemporary Japanese Art“, die noch bis zum 12. Juni in der New Yorker Japan Society zu sehen ist, eine wenig niedliche Realität erkennen.

Nicht ahnend, dass die Exposition nur eine Woche, nachdem Erdbeben, Tsunami und nukleare Katastrophe Japan ins Wanken brachten, eröffnen würde, werden in den drei Teilbereichen „Bedrohte Natur“, „Lauter Traum“ und „Bedenkliche Erinnerung“ Industriedunst und kummervolle Gestalten statt tellergroßer Bambiaugen und Schleifchendeko gezeigt. Besuchern drängt sich die Erkenntnis auf, dass viele der ausgestellten zeitgenössischen Gemälde, Fotografien, Installationen, Skulpturen und Videos die unsichere und alles andere als putzige Post-Fukushima-Wirklichkeit weitaus treffender abbilden als Hello Kitty und ihre kleinen Freunde Sugar, Chocolat und Schabliu.

Doch auch wenn die präsentierten Werke die mitunter trostlose und bedrückende Wirklichkeit abzubilden beabsichtigen, so ist doch keines so bedrückend wie die derzeitige japanische Realität.