Klettergärten schießen derzeit allerorts aus dem Boden. Wer schwindelfrei ist und das Erlebnis Höhe sucht, kann in luftigen Baumwipfeln, auf wackeligen Hängebrücken oder bei rasanten Seilbahnfahrten den Adrenalin-Kick suchen. Ein ganzes Stück natürlicher und in passender alpiner Umgebung bewegt man sich hingegen auf Klettersteigen. Sie belegen eine Nische zwischen dem klassischen Bergsteigen und dem Sportklettern. In Tirol gibt es gleich mehrere dieser aufregenden Pfade.

Für schwache Nerven oder Menschen mit Höhenangst sind auch die Klettersteige nicht zu empfehlen. Sie schlängeln sich entlang von Gebirgszügen. Da, wo die Natur mit besonders steilen Hindernissen aufwartet, hat der Mensch diese mittels Eisenleitern, Stiften und Haltegriffen überbrückt, die als Querungshilfe dienen. Mit einem Integralgurt und einem Seil gesichert kann der Klettersteiger so auch glatte und senkrechte Felswände überwinden.

Von der Galtür bis zur Ballunspitze können wagemutige ihre Gewandheit im „Silvapark“ im Paznaun unter Beweis stellen. Neben den Sicherheitskriterien, die an erster Stelle stehen, hat man hier besonderen Wert auf die naturgemäße Ausstattung gelegt. Das heißt, es wurde keine Wegtrasse in den Fels geschlagen, sondern der Verlauf des Klettersteiges folgt der Beschaffenheit des Geländes. Erklettert werden 400 Höhenmeter (2300 bis 2700 Meter), die Einstufung liegt zwischen mittel bis schwer.

Gleich zwei Wegvarianten unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen findet man am Klettersteig in Arzl (Pitztal) vor. Der Abstieg führt, je nach konditioneller Verfassung erneut über den Steig oder alternativ über einen gemütlichen Waldpfad. Ein Klettersteig der Superlative befindet sich in der mächtigen Nordkette oberhalb von Innsbruck. Zunächst geht es mit der Bahn auf den Hafelekar. Schon der Einstieg, eine scharfe Schlüsselstelle, ist eine erste Herausforderung. Es folgt eine äußerst kräftezehrende Tour bis zum Frau Hitt Sattel, die jedoch unterwegs mehrere Ausstiegsmöglichkeiten bietet, sollte man die eigene Konstitution, in physischer und psychischer Hinsicht unterschätzt haben. Ein starkes Nervenkostüm und ein paar kräftige Muskeln sind also Voraussetzung für das Klettersteigen.