Ehrenamtlich betreut der Deutsche Alpenverein (DAV), seines Zeichens der weltgrößte Bergsportverband, insgesamt 40 000 Kilometer Wege in den Alpen, hinzu kommen 332 öffentlich zugängliche Hütten. Doch Schutz und Instandsetzung der alpinen Infrastruktur werden aufgrund der klimatischen Veränderungen zunehmend aufwendiger. Einzelne Wanderwege mussten bereits geschlossen werden und auch der ersten Hütte droht das Aus.

60 000 Euro will der bayerische Staat nach mündlichen Zusagen dieses Jahr dem DAV an Fördergeldern zahlen, damit dieser die alpinen Wanderrouten des Freistaates in Schuss hält. Benötigt würde allerdings das Zehnfache. Stärker als im Flachland, ist der Klimawandel bereits heute deutlich in den Alpen zu spüren. Immer öfter werden Wege durch Sturzregen oder Murenabgänge unpassierbar, müssen Routen aufgrund gestiegener Steinschlaggefahr durch abtauende Gletscher verlegt werden. Einzelne Strecken mussten bereits dauerhaft geschlossen werden, „und es könnten noch mehr werden“, warnt DAV-Präsident Heinz Röhle.

Mit dem 2802 Meter hohem Heinrich-Schwaiger-Haus steht auch die erste der mehr als 300 Hütten des DAV vor der Schließung. Das Haus oberhalb von Kaprun müsste demnächst für rund eine halbe Millionen Euro saniert werden, aufgrund strengerer behördlicher Auflagen für Umwelt- und Brandschutz. Der Pächter ist bereits abgesprungen und für eine Instandsetzung fehlen dem Verein schlichtweg die Mittel. Auch bei anderen Hütten besteht Sanierungsbedarf. Gerade in den höheren Lagen sind die Fundamente der Häuser bedroht, die früher auf harten Permafrostböden standen. Durch das Auftauen des Untergrunds sacken die Gebäude zunehmend ab, in der Folge entstehen Risse im Mauerwerk und andere Schäden.

Dies alles geschieht in einer Zeit, in der der Wandersport zunehmend an Popularität gewinnt und für den Tourismus-Standort Alpen ein wichtiges Vermarktungsinstrument ist. Allein beim DAV stieg die Anzahl der Mitglieder im vergangenen Jahr um 3,74 Prozent. „Immer mehr Leute wollen sich im Gebirge auf angenehme Weise erholen“, betont Röhle gegenüber focus-online. Doch wo sollen sie das tun? „Hütten sind ohne Wege unsinnig und Wege sind ohne Hütten unsinnig.“