Gunther von Hagens Plastinate erstmals seit fünf Jahren wieder in Deutschland zu sehen

Millionen medizinisch Unkundiger bewundern seine leblosen Leiber, Kirchenmänner, Seelsorger und Politiker tadeln sie, Gerichte halten sich mit ihnen auf – und nun sind sie zum ersten Mal seit 2004 wieder zurück in deutschen Gefilden: die plastinierten menschlichen Präparate von Gunther von Hagens.

Die Anatomischau „Körperwelten“, die wohl florierendste und zugleich umstrittenste Sonderausstellung der Welt, beehrt noch bis zum 26. April ihre Heimatstadt Heidelberg – auch wenn von Hagens nach einem rechtlichen Gerangel mit der Stadtverwaltung Stuttgart Deutschland eigentlich für immer den Rücken kehren wollte. Die neue Exposition „Der Zyklus des Lebens“ beschäftigt sich mit dem Entstehen und Vergehen unseres Körpers; mehr als 200 menschliche Plastinate zeigen den Kreislauf des Lebens von der Zeugung bis ins Greisenalter.

Die viel diskutierte Ausstellung wird auch diesmal wieder zahlreiche Kritiker auf den Plan rufen, die von Hagens, den Erfinder der Plastination, mit wenig herzlichen Titeln wie „Leichenfledderer“ oder „Frankenstein-Künstler“ bedenken. Für besonders missbilligende Schlagzeilen sorgte der Anatom im November 2002, als er medienwirksam vor laufenden Kameras einen Leichnam obduzierte.

Von Hagens und seine Kuratoren und Ärzte hingegen weisen darauf hin, dass ihre Ausstellungen als medizinische Prävention gesehen werden sollte. Schließlich höre jeder zehnte Ausstellungsbesucher auf zu rauchen oder zünde sich zumindest deutlich weniger Zigaretten an, jeder vierte werde sportlich aktiver und sogar jeder zweite achte nach der Besichtigung der Körperwelten vermehrt auf Gesundheit und Ernährung.