In der ersten Ausstellung zu seinem Sammlungsschwerpunkt Kunst in der DDR nimmt das Museum Barberini in Potsdam vom 28. Oktober 2017 bis zum 4. Februar 2018 die Selbstdarstellung von Künstlerinnen und Künstlern in den Blick. Die Schau zeigt die Vielgestaltigkeit der künstlerischen Selbstbehauptung, die Künstler in einem Staat fanden, der Kunst eine politische und erzieherische Funktion zuschrieb und sie reglementierte. Doch macht die Ausstellung nicht die politischen Bedingungen zu ihrem Ausgangspunkt, sondern richtet den Blick auf die künstlerische Selbstwahrnehmung und -inszenierung. Dabei arbeitet sie heraus, wie konkret das Kunstschaffen in der DDR in der europäischen Bildtradition stand und verknüpft es so mit der Kunstgeschichte.

Der bildenden Kunst in der DDR war eine staatstragende Funktion zugeschrieben. Eigensinn und Selbstverständnis der Künstler gingen jedoch weit darüber hinaus. Mit Hinter der Maske. Künstler in der DDR widmet sich das Museum Barberini der Künstlerpersönlichkeit in der DDR und ihrer Selbstinszenierung im Spannungsfeld von Rollenbild und Rückzug, verordnetem Kollektivismus und schöpferischer Individualität.

Die Sicht des Künstlers auf sich selbst kommt in Selbst- und Gruppenbildnissen oder Rollenbildern zum Ausdruck. Diese in der abendländischen Kunst seit der Renaissance tradierten Bildgattungen wurden in der Malerei der DDR ebenso fortgeführt wie das Genre der Atelierbilder. Neben diesen überlieferten Motiven und Themen zeigt die Ausstellung auch die Hinwendung zur Abstraktion als künstlerische Absage an einen Gesellschaftsbezug oder den Einsatz des eigenen Körpers, der in performativen Ansätzen der späten 1980er Jahre zum Tragen kam.

Zahlreiche Ausstellungen haben sich seit 1989 mit der Kunst in der DDR beschäftigt. Dabei standen zumeist politische Aspekte im Vordergrund – von der Problematik der staatlichen Auftragskunst (Berlin 1995) über den Diktaturenvergleich (Weimar 1999) bis zum oppositionellen Potenzial (Berlin 2016). Nach diesen politischen und soziologischen Blickwinkeln fokussiert Hinter der Maske. Künstler in der DDR, wie die Künstler im kritischen Blick nach innen ihr Selbstverständnis und ihr Verhältnis zur vorgeschriebenen Aufgabe reflektierten und wo und wie sie trotz staatlicher Vorgaben Spielräume für die künstlerische Kreativität fanden. Durch diesen thematischen Zugang kann der Blick von soziologischen und ideologischen Aspekten auf die Werke im eigentlichen Sinne gerichtet werden, ohne die Kunst jedoch zu dekontextualisieren.

Mit dieser Ausstellung beginnt das Museum Barberini die Erforschung der eigenen Sammlung zur Kunst in der DDR, die in der deutschen Kunstgeschichte immer noch eine marginalisierte Position einnimmt. Ausgehend vom eigenen Bestand, von dem zehn Werke gezeigt werden, versammelt die Ausstellung mehr als 100 Arbeiten von rund 80 Künstlern (darunter 20 Künstlerinnen) aus den Bereichen Malerei, Photographie, Graphik, Collage und Skulptur.

Die Leihgaben stammen aus zahlreichen Museen, Galerien und Privatsammlungen – unter anderem aus dem Lindenau-Museum Altenburg; der Nationalgalerie Berlin; dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst Cottbus & Frankfurt (Oder); den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden; dem Kunstmuseum Moritzburg Halle; dem Museum der bildenden Künste Leipzig; der Tübke Stiftung Leipzig oder der Galerie Eigen + Art Leipzig/Berlin.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Valerie Hortolani und Michael Philipp.

Parallel zur Ausstellung „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ zeigt das Museum Barberini als dokumentarische Präsentation die so genannte Galerie aus dem Palast der Republik. Die 16 großformatigen Bilder können als Zeugnis der 1971 ausgerufenen staatlichen Leitlinie „Weite und Vielfalt“ betrachtet werden. Vor dem Hintergrund dieser staatlichen Repräsentationskunst wird umso deutlicher, wie reich das Kunstleben in der DDR war, das sich jenseits davon entfaltete und in der Schau Hinter der Maske zu sehen ist.
Zur Präsentation der Palast-Galerie erscheint eine Dokumentation mit Texten von Michael Philipp, Museum Barberini, die 96 Seiten umfasst und im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich sein wird.

Serviceinfos:
Museum Barberini, Alter Markt, Humboldtstraße 5-6, 14467 Potsdam
Öffnungszeiten: Mo & Mi bis So 10-19 Uhr, jeder erste Do im Monat 10-21 Uhr, Di geschlossen, Eintritt: 14 Euro / ermäßigt 10 Euro / Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei, Online-Zeitfenster-Tickets unter www.museum-barberini.com