Der Eurostar, der als Schnellzug London und Paris unter dem Ärmelkanal hindurch miteinander verbindet, erwies sich am letzten Wochenende eher als lahme Ente, denn als superschnelle Verbindung zwischen den Städten. Auf der Webseite des Londoner Fremdenverkehrsamtes noch als stilvolle, schnelle und bequeme Verbindung zwischen Großbritannien und dem europäischen Kontinent durch den Kanaltunnel und als Alternative zum Trubel der Flughäfen gepriesen, erlebten jetzt über 600 Passagiere eher einen Alptraum der besonderen Art, denn eine entspannte Reise. Der Eurostar benötigte für die Strecke, die er sonst in etwa zwei Stunden und 15 Minuten bewältigt, sage und schreibe über zwölf Stunden.

Ursache für die massive Verspätung war eine Serie von Pannen und technischen Problemen, die einem Beitrag von „Pleiten, Pech und Pannen“ zu allen Ehren gereicht hätte. Nachdem der Zug noch planmäßig in London losgefahren war und auch den Kanaltunnel noch ohne Probleme durchquerte, mußten die Passagiere im Bahnhof von Lille in einen Ersatzzug umsteigen. Dieser Zug war eigentlich in entgegengesetzter Richtung auf dem Weg nach London unterwegs, durfte aber wegen nicht näher bezifferter technischer Probleme nicht durch den Kanaltunnel fahren.

Die Passagiere wurden also aus einem technisch einwandfreien Zug in einen defekten Eurostar geleitet. Dieser nahm dann seine Fahrt in Richtung Paris auf und blieb mitten in der Nacht irgendwo auf dem Land „pötzlich und unerwartet“ wegen technischer Probleme stehen und konnte nicht mehr weiterfahren. Ein Ersatzzug wurde angefordert, der dann endlich nach drei Stunden aus Paris kam. Allerdings funktionierte bei diesem die Zugkoppelung nicht einwandfrei, so dass der Schnellzug nur im „Schneckentempo“ vorankam. Nach über zwölf Stunden erreichten die Passagiere dann endlich um kurz nach 9 Uhr am nächsten Morgen ihr Ziel Paris – mit einer Verspätung von über neun Stunden.

Für die französische Bahngesellschaft SNFC, die den Eurostar betreibt und für die dieser Vorfall nach eigenem Bekunden einer Katastrohe nahekommt (vor allem aus Imagegründen), könnte die Verspätung im Nachgang noch teuer werden. Einzelne Fahrgäste wollen angeblich wegen der Pannenserie und der massiven Verspätung die Möglichkeit einer Klage prüfen und die Bahngesellschaft mit Hilfe von Verbraucherschutzorganisationen auf eine Entschädigung von 1.500 Euro pro Passagier verklagen. Die Bahngesellschaft reagierte allerdings auch prompt und „spendierte“ den betroffenen Fahrgästen ein kostenloses Frühstück, Taxigutscheine und zwei Hin- und Rückfahrkarten für die Strecke Paris-London.

Ist doch auch schon eine nette Geste – man muß ja nicht immer gleich klagen.