Der knapp einwöchige Streik des bei Ver.di organisierten Boden- und Kabinenpersonals hat die Lufthansa nach eigenen Angaben einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag gekostet, der Druck zu handeln war also – auch unter Berücksichtigung der Interessen der Passagiere, die unter Verspätungen und Flugausfällen zu leiden hatten -sicher ziemlich groß. Jetzt hat es eine Einigung im Tarifstreit gegeben, beide Seiten haben sich ein wenig aufeinander zubewegt und für die Medien sprechen sowohl Ver.di als auch die Lufthansa von einem „Abschluss im nicht schmerzfreien Bereich“, soll heißen, jeder hätte sich ein besseres Ergebnis für die eigene Seite gewünscht.

Unter dem Strich erhalten die Mitarbeiter des Bodenpersonals rückwirkend zum 1. Juli 2008 5,1% mehr Gehalt und zum 1. Juli 2009 noch einmal 2,3% mehr Geld. Zusätzlich gibt es für jeden Mitarbeiter noch eine ergebnisabhängige Einmalzahlung. Der neue Tarifvertrag soll eine Dauer von 21 Monaten haben. Die Vereinbarung gilt der Meldung der Lufthansa zunächst für das Bodenpersonal. Noch nicht endgültig ist das Ergebnis für die Beschäftigten des Kabinenpersonals, da viele Mitarbeiter in diesem Bereich in der Spezialgewerkschaft Ufo organisiert sind, die ihrerseits vor einigen Tagen von Forderungen bis zu 15% mehr Geld für ihre Mitglieder sprach. So ganz ausgestanden ist das Thema für die Lufthansa also doch noch nicht. Auch so bedeutet der Tarifabschluß für die Lufthansa schon eine sehr hohe Belastung. Neben den Kosten des Streiks bedeutet nach eigenen Angaben jeder Prozentpunkt mehr Gehalt eine Belastung von 15 Millionen Euro im Jahr (plus der Kosten für die Einmalzahlungen). Alles in allem wird die Airline in ihren Planungen für die nächsten beiden Jahre also etwa 100 Millionen Euro pro Jahr mehr für Personalkosten veranschlagen müssen. Trotz eines guten Ergebnisses im letzten Jahr sicher ein nicht ganz einfach zu verdauender Brocken, insbesondere da die Kosten für die Fluggesellschaft durch die deutlich gestiegenen Kerosinpreise sowieso schon massiv angestiegen sind. Nicht auszuschließen, dass die Lufthansa – ähnlich wie schon einige andere Airlines – mittelfristig auch Szenarien zur Schließung einiger unrentabler Strecken oder auch zur Reduzierung der Flugzeugflotte entwickeln muß, um ihre Kosten im Griff zu behalten und ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht zu verlieren. Inwieweit der Tarifabschluß für die Mitarbeiter der Lufthansa daher dauerhaft als Erfolg zu werten sind, bleibt noch abzuwarten.

Für eine pikante Note am Rande des Streiks sorgte übrigens der Ver.di-Chef Frank Bsirske. Während die Ver.di-Verhandlungsführer im Tarifstreit mit der Lufthansa für höhere Löhne kämpften und letztendlich den Streik durchsetzten, der zum Ausfall von Hunderten von Flügen führte, so dass viele Reisende nicht planmäßig an ihr Ziel gelangen konnten, genehmigte sich der Ver.di-Chef einen gratis 1. Klasse-Flug mit der Lufthansa in die Südsee – zum Nulltarif. Als stellvertretender Aufsichtsratchef der Fluggesellschaft muß er für die LH-Flüge nichts zahlen. Nachdem der Vorfall in der „Bild“ publik wurde, hagelt es nun Proteste von allen Seiten, bis hin zu Rücktrittsforderungen. Formal sind die kostenlosen Lufthansa Flüge wohl kaum zu beanstanden, allerdings hat der Ver.di-Chef damit sicher mehr als das nur notwendige Fingerspitzengefühl vermissen lassen.