Das Machu Picchu könnte Opfer seiner eigenen Popularität werden: ein zu großer Besucherandrang bedeutet womöglich das Ende des peruanischen Inka-Heiligtums. Geologen und Kulturexperten befürchten, dass die 3.000 Urlauber, die die beliebteste Touristenattraktion Südamerikas täglich besuchen, die Anlage zerstören.

Besucher springen und rennen in schweren Stiefeln und Trekkingschuhen in den 216 Steinbauten und auf den 3.000 noch erhaltenen Stufen umher, klettern die Wände empor und erkunden auf der Suche nach dem schönsten Fotomotiv die letzten Winkel. Dabei wurde Machu Picchu für Bewohner mit Sandalen und nackten Füßen errichtet.

Bereits jetzt zeigen sich Risse in dem Granitfelsen, auf dem der steingewordene Mythos aus dem 15. Jahrhundert steht, wodurch die Erde z. T. abrutscht. So kann es zum Einsturz von Bauten, wie etwa dem Torréon, kommen. Auch die massive Flächenrodung für den Bau immer neuer Hotels bringt den lehmigen Boden in Bewegung. Ein Erdrutsch im April 2004 forderte bereits elf Menschenleben und legte die Zubringer-Bahnlinie lahm. Aber auch das kleine Zubringerstädtchen Agua Calientes bereitet Denkmal- und Naturschützern Sorge: der Ort besitzt kein geeignetes Abwassersystem und darüber hinaus stapeln sich riesige Müllberge entlang des Urubamba-Flusses.

Peruanische Wissenschaftler schlagen daher vor, die alte Inka-Stadt nur noch an fünf Tagen pro Woche für Besichtigungen zu öffnen. Und die UNESCO fordert eine Einschränkung auf 800 Besucher pro Tag. Außerdem berät die Organisation darüber, das Weltkulturerbe in die Liste der bedrohten Städte aufzunehmen.

Bestehende Pläne für neue Brücken und Bahnlinien, die immer mehr zahlungskräftige Urlauber zu dem in 2.340 Meter Höhe liegenden Neuen Siebten Weltwunder bringen sollen, zeigen aber, dass auch weiterhin an dem ungezügelten Drang der Touristen verdient werden will. Schon jetzt schweben Reklameballons über der heiligen Inka-Stadt.