Ein durchgestrichener Muskelprotz auf einem Schild vor dem Strandbad 134 im italienischen Riccione verdeutlicht es anschaulich: hier sind Männer tabu, ausschließlich Frauen dürfen auf den 50 Liegen des Strandabschnitts Platz nehmen. Galt es in den 1950er Jahren noch als Zeichen des Fortschritts, dass Männer und Frauen ohne rigorose Bekleidungsvorschriften endlich gemeinsam dem Baderlebnis frönen dürften, ist Geschlechtertrennung heutzutage offensichtlich wieder en Vogue. Ausgerechnet rosa ist die Leitfarbe des Strandbades, das von vielen Frauen als wahrer Segen angesehen wird. Endlich könne man sich mal so richtig entspannen, keiner gucke nach Zellulitis und Speckröllchen und auch vor lästigen Anmachsprüchen sei man sicher, so der Grundtenor der Gäste. Dabei vergessen die Damen offenbar, dass es zumeist ihre weiblichen Geschlechtsgenossinnen sind, die den Körper ihres Gegenübers kritischer taxieren, als es je ein Mann tun würde. Und von dem ständig gelobten neuen Selbstvertrauen moderner Frauen ist hier auch wenig zu spüren. Emanzipation, die nur auf Abgrenzung setzt, unterläuft ihre eigenen Ziele: anstatt sich selbstbewusst mit dem anderen Geschlecht auseinander zusetzten, zieht sich Frau in ihre eigene Welt zurück und landet schließlich da, wo sie sich in den letzten Jahrzehnten mühsam herausgekämpft hat, an der Seitenlinie des realen Lebens. Ganz ohne Männer geht es derweil aber auch nicht im Strandbad von Riccione: zur Rettung der sonst lieber unter sich verweilenden Damen, wird dann doch auf die Muskelkraft eines männlichen Bademeisters zurückgegriffen.