Tschechien ist nicht nur als Urlaubsdestination bei deutschen Gästen beliebt. Immer mehr wollen sich in Prag, Karlsbad oder anderen Städten medizinisch behandeln lassen. Die Gründe liegen auf der Hand: Eingriffe im Nachbarland sind oft sehr viel preiswerter als in Deutschland. Viele Patienten verbinden das Nützliche mit dem Angenehmen und genießen nach dem medizinischen Eingriff die touristischen Angebote Tschechiens.

Der Patient aus Niedersachsen strahlt. Erst gestern hat er sich in der OB Klinika in Prag einen Magenballon einsetzen lassen, morgen kann er schon wieder entlassen werden. Dann stehen noch ein paar Tage Sightseeing auf seinem Programm: „Vermutlich muss ich im Restaurant jetzt den Kinderteller bestellen“, scherzt der Mann mit dem runden Gesicht. Der mit einer Kochsalzlösung gefüllte Magenballon soll ihm helfen, schneller ein Sättigungsgefühl zu entwickeln, dadurch weniger zu essen und so letztlich an Gewicht zu verlieren. Für viele stark Übergewichtige ist das oft die letzte Rettung nach erfolglosen Diäten. Die OB Klinika ist auf die Behandlung von Übergewichtigen spezialisiert und genießt auch international einen guten Ruf.

Zahlreiche Deutsche fahren für eine ärztliche Behandlung nach Tschechien. Rund 45 Prozent aller ausländischen Patienten kommen aus dem deutschsprachigen Raum. Eingriffe im Nachbarland kosten rund ein Drittel bis die Hälfte von vergleichbaren Operationen in Deutschland. Die Kliniken sind in der Regel sehr modern ausgestattet und das Personal ist hochqualifiziert. Angst vor der Sprachbarriere muss niemand haben. Auf medizinische Eingriffe in Tschechien spezialisierte Vermittlungs-Agenturen wie Royal Medical oder Mediczech dolmetschen vor Ort, häufig sprechen allerdings auch Ärzte und Pflegepersonal Deutsch. Das Preisgefüge ist zudem transparent: Die Agenturen bieten in der Regel All-inclusive-Preispakete, die Abholung vom Flughafen, Hotelunterkunft, Aufenthalt in der Klinik samt OP, Nachsorge bis zur Entlassung sowie eine deutschsprechende Assistentin während des gesamten Aufenthalts beinhalten.

Auch auf dem Gebiet der ästhetisch-plastischen Chirurgie ist Tschechien führend. So war es 1932 das erste Land, in dem die plastische Chirurgie als eigenständiger Zweig der Medizin anerkannt wurde. Der aus Ostrava (Mährisch Ostrau) stammende Plastische Chirurg Bohdan Pomahac führte 2011 als Leiter eines Ärzteteams am Brigham & Women’s Hospital in Boston die erste vollständige Gesichtstransplantation in den USA durch. Zu den beliebtesten Eingriffen in der ästhetischen Chirurgie bei Frauen aus dem Ausland gehört die Fettabsaugung, gefolgt von Brustvergrößerungen und Lidstraffungen. Während eine Brustvergrößerung ist Deutschland mit rund 5000 Euro zu Buche schlägt, kostet der Eingriff im östlichen Nachbarland etwa die Hälfte.

Pionierleistungen hat Tschechien auch auf dem Gebiet der Augenheilkunde vollbracht, insbesondere bei der Refraktiven Chirurgie. So implantierten tschechische Ärzte 2012 als erste in Mitteleuropa eine sogenannte teleskopische Intraokularlinse. Wer heute ganz ohne Sehhilfen wie Linsen oder Brillen auskommen möchte, kann sich in zahlreichen Augenkliniken im Land bei Kurz- oder Weitsichtigkeit einer modernen Lasik-OP unterziehen oder sich bei Alterssichtigkeit eine Intraokularlinse implantieren lassen – und das ebenfalls sehr viel preiswerter als in Deutschland.

Auch immer mehr ausländische Paare mit unerfülltem Kinderwunsch reisen heute nach Tschechien. Das hat mehrere Gründe. In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen 50 Prozent der Kosten für bis zu drei In-vitro- Fertilisationen (IVF), danach müssen Paare die Kosten für weitere künstliche Befruchtungen komplett aus eigener Tasche bezahlen. Rund 6.000 Euro kostet so eine Behandlung, in Tschechien ist sie für weniger als die Hälfte zu haben. Das tschechische Gesetz erlaubt zudem die sogenannte Eizell-Spende, die in Deutschland verboten ist. Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit, überhaupt schwanger zu werden und ermöglicht den Traum vom Wunschkind auch Frauen über 40, die bei einer IVF mit eigenen Eizellen aufgrund ihres Alters nur sehr geringe Erfolgsaussichten auf eine Schwangerschaft hätten.

Da die meisten der Eingriffe ambulant durchgeführt werden oder nur mit einem sehr kurzen Klinikaufenthalt verbunden sind, ist man schnell wieder fit und kann die Gelegenheit für eine Verlängerung im Land nutzen. Etwa in der von Gotik, Barock und Kubismus geprägten Hauptstadt Prag, die sich erstaunlich jung, modern und kosmopolitisch zeigt. Wer es gerne etwas ruhiger hat, sollte das westböhmische Bäder-Dreieck mit den Kurorten Karlsbad, Marienbad und Franzensbad für sich entdecken. Warme und kalte Heilquellen, traumhafte Kurparks, luxuriöse Spa-Hotels sowie architektonische Gründerzeit- und Jugendstil-Highlights sorgen dafür, dass Körper und Seele in Einklang kommen.

Informationen über medizinische Behandlungen in Tschechien gibt es in deutscher Sprache bei der Tschechischen Vereinigung für Medizintourismus, www.medicaltourism.cz/de/ sowie bei den Agenturen Mediczech, www.mediczech.com und Royal Medical, www.royal-medical.eu.