Die ersten 70 Kilometer, die der neue Luxusliner „Norwegian Gem“ der amerikanischen Reederei „Norwegian Cruise Line“ (NCL) am vergangenen Wochenende zurücklegte, werden wohl für lange Zeit auch seine schwersten gewesen sein. Heck voraus wurde das 400 Millionen Euro teure Kreuzfahrtschiff am vergangenen Wochenende von der Papenburger Meyer Werft, wo es gebaut wurde, durch das Nadelöhr Ems geschleppt. Begleitet wurde das Spektakel wieder von Tausenden Schaulustigen. 14 Stunden dauerte die erste Fahrt der „Norwegian Cruise“, an deren Ende im niederländischen Eemshaven Kapitän Thomas Teitge „keine Schramme“ vermeldete.

Lanciert von zwei Schleppern trat das 294 Meter lange und 32 Meter breite Kreuzfahrtschiff am Samstag um 18.44 Uhr seine Reise an der Meyer Werft in Papenburg an. Für die Durchquerung der Ems des 93 500 Bruttoregistertonnen schweren Schiffs, wurde der Fluss mittels des Sperrwerks in Gandersum eigens aufgestaut. Um den Ozeanriesen in dem schmalen Flussbett besser manövrieren zu können, wurde er mit dem Heck voran durch die Ems bugsiert. An den Ufern beobachteten tausende von Zuschauern begeistert und interessiert das Geschehen. Anders als bei der Überführung des Schwesterschiffs „Norwegian Pearl“ im November 2006, die aufgrund von Problemen mit Hochspannungsmasten zu Stromabschaltungen bei Millionen von Haushalten führte, kam es zu keinerlei Zwischenfällen und der Luxusliner erreichte nach 14 Stunden unversehrt den Hafen von Eemshaven. Noch in dieser Woche startet er von hier zu Erprobungsfahrten, bevor die „Norwegian Gem“ am 1. Oktober endgültig an die NCL übergeben wird

Kritik für die Durchquerung gab es von der Organisation WWF. Die Umweltschützer prangerten die „Zerstörung des Flusses“ durch Verschmutzung und Vertiefung an. Wertvolle Lebensräume würden verloren gehen, betonte die Stiftung in einer Pressemitteilung. Das sieht Werftchef Bernhard Meyer natürlich anders. Um gegenüber den asiatischen Reedereien wettbewerbsfähig zu bleiben, ist für den Chef des Familienunternehmens ein „Ausbau der Wasserstraße unumgänglich“. Der Bau von Containerschiffen wird bereits heute vorwiegend in Fernost beauftragt, während der Kreuzfahrtschiffsmarkt sich bis jetzt in Europa behaupten konnte. Davon profitieren neben der Papenburger Meyer-Werft, einem der wenigen großen Arbeitgeber in einer ansonsten Struktur schwachen Region, auch andere deutsche Unternehmen, wie der Motorenhersteller MAN Diesel. Die Auftragbücher in Papenburg sind jedenfalls noch bis ins Jahre 2011 gefüllt. Als nächste Großprojekte stehen unter anderem drei Clubschiffe für AIDA Cruises an, die jeweils im Frühjahr 2008, 2009 und 2010 überführt werden sollen.