Seit Jahren versuchte das pommersche Sztum (Stuhm) Investoren für seine wertvollste Sehenswürdigkeit zu bekommen, um sie vor dem Verfall zu retten. Nun hat das einstige Ordensritterschloss endlich eine Zukunft. Anfang des Jahres übernahm der polnische Staat das Schloss und übergab es dem Museum der Ordensritterburg Malbork (Marienburg) zur Verwaltung. Die gotische Anlage wird künftig offiziell nach der Bischofsburg von Kwidzyn (Marienwerder) die zweite auswärtige Filiale des Marienburger Museums sein.
Als Anschubfinanzierung soll das Schloss, das der örtlichen Ritterbruderschaft als Sitz dient, jährlich umgerechnet rund 200.000 Euro für notwendige Reparaturen und den Betrieb als Museum und Bildungsstätte erhalten. Weitere Gelder für Restaurierung, archäologische Arbeiten und den Ausbau des Museums sollen als Fördermittel eingeworben werden. Begonnen wurde bereits mit notwendigen Sicherungs- und Konservierungsmaßnahmen an den Mauern und den Dächern sowie mit der Bekämpfung der schädlichen Feuchtigkeit.

Die vor einiger Zeit begonnene archäologische Untersuchung des Schlosshofes soll schnellstmöglich abgeschlossen werden. Unter der zwei Meter hohen Erdmasse wollen Wissenschaftler wichtige Anhaltspunkte für die Frühgeschichte der Anlage finden. Das neu gestaltete Außengelände soll bereits diesen Sommer wieder für den Besucherverkehr geöffnet werden. Die Eröffnung des musealen Teils wird abhängig vom Fortschritt der Konservierungsarbeiten gemacht. Künftig sollen Museum und Ritterbruderschaft dem einstigen Ordensschloss gemeinsam mit Bildungsangeboten, Mitmachaktionen und Veranstaltungen neues Leben einhauchen. Zudem soll eine neue Touristenroute das UNESCO-Welterbe von Marienburg mit den rund 20 bzw. 40 Kilometer entfernten Filialen in Sztum und Kwidzyn verbinden.

Die Anfänge von Stuhm gehen in die Zeit der sogenannten Pruzzenmission zurück, bei der die ursprüngliche Bevölkerung zwangschristianisiert oder umgebracht wurde. Von der einstigen Bebauung blieben bis heute zwei Flügel, Reste vom Torturm und einem weiteren Turm sowie die Ringmauer erhalten. Errichtet wurde das Schloss etwa zwischen 1326 und 1355 als fünfseitige Ordensvogtei, die den Großmeistern des Ordens auch als Sommer- und Jagdresidenz diente. 1468 kamen Schloss und Stadt als eine der letzten Besitzungen des Ordens an die polnische Krone. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Anlage von schwedischen Truppen stark zerstört. Später diente sie als Amtssitz und Gefängnis. Nach 1945 war sie zeitweise Sitz des örtlichen Kulturzentrums.