Ich bin regelmäßige Kundin in einer bekannten Hamburger Drogeriemarktkette, mit der ich wegen des umfassenden Sortiments und des guten Preis-Leistungsverhältnisses sehr zufrieden bin. Nun lebe ich vielleicht noch in einer gedanklichen Welt, in der ein Drogeriemarkt für ein bestimmtes Sortiment steht ebenso wie ein Discounter, ein Kaffeeröster, eine Tankstelle oder ein Reisebüro. Bisher war mir eigentlich immer klar, wofür genau ein solches Unternehmen steht und was ich dort bekomme. Schließlich haben sich all diese Unternehmen ja über viele Jahre mit viel Werbegeld auch wirklich Mühe gegeben, mir als Verbraucherin klarzumachen, warum sie für die entsprechenden Artikel wirklich kompetent sind und warum ich diese nun genau dort kaufen soll.

Seit einiger Zeit gerät diese „heile Welt“ für mich nun langsam aus den Fugen und ich weiß nicht, ob ich das nun gut finden soll oder nicht. Ein Reisebüro (oder neuerdings auch die guten Reiseportale) stand für mich immer für Kompetenz in Sachen Reisen. Dort bekomme ich von ausgebildeten Fachleuten (wenn ich ins Reisebüro gehe) oder von gut strukturierten Informationsdatenbanken (wenn ich auf einer Online-Reiseseite surfe) alle relevanten Informationen für meine Reiseentscheidung.

Nun habe ich mich vielleicht daran gewöhnt, daß in den Filialen eines großen Kaffeeunternehmens regelmäßig Reiseprospekte ausliegen und ich auch dort meine Reise buchen könnte, aber daß die Reiseunternehmen mittlerweile fast jedes bekannte Filialunternehmen nutzen, um Ihre Reisen an den Mann/Frau zu bringen, will mir nicht so richtig einleuchten.

Was bitte schön hat eine Reise in den Angebotsflyern der bekannten Discounter neben der Mettwurst, dem Shampoo oder den Babywindeln zu suchen, wenn mir die Verkäuferin auf die simpelsten Fragen zu der Reise keine Antwort geben kann und auf eine Telefonnummer verweist? Ich bin der Verkäuferin deshalb nicht böse, denn woher soll sie das denn auch wissen? Bisher bin ich davon ausgegangen, daß der Beruf eines Reiseverkehrskaufmanns/-frau ein ganz normaler Ausbildungsberuf über 2 oder 3 Jahre ist und man sich in dieser Zeit das entsprechende Fachwissen aneignet. Da kann man wohl kaum von einer Kassierein oder Fachverkäuferin in einem Supermarkt oder einem Tankstellenpächter erwarten, daß er „mal so eben“ kompetent Fragen zu den Reiseprodukten beantworten kann.

Jetzt werden also auch die Drogeriemärkte für den Reisevertrieb entdeckt und wie ich heute gelesen habe, sollen die Reisen sogar noch anspruchsvoller sein, denn sie werden zum Teil sogar ärztlich begleitet. Na da tut mir das Drogeriefachpersonal jetzt schon etwas leid, wenn die entsprechenden Fragen von den Kunden kommen. Auf der anderen Seite tut sich da ja schon die nächste Vertriebsmöglichkeit für die Reisekonzerne auf. Vielleicht bekomme ich bei meinem nächsten Artzbesuch ja auch noch eine Fachberatung für meine nächste Reisebuchung.

Aber da bleibe ich dann doch lieber meinem Reisebüro – oder neuerdings noch lieber meinem Reiseportal – treu, denn da weiß ich, daß die sich wirklich mit nichts anderem beschäftigen.