Kunden sollen über Besteuerung der Dicken abstimmen

Die irische Billigfluglinie Ryanair, wegen untransparenter Preispolitik und mangelndem Kundenservice ein Dauergast in den Medien, scheint sich in der Rolle des „Bad Guy“ offenbar zu gefallen und bastelt derzeit weiterhin kräftig an ihrem Negativimage. So veröffentlichte die Airline heute Mittag eine Pressemitteilung, in der sie eine, äußerst schmeichelhaft titulierte, „Fat Tax“, also eine Zusatzgebühr für dicke Passagiere ankündigt. Die Kunden des Low-Cost-Carriers sollen nun darüber abstimmen, auf welche Art die übergewichtigen Fluggäste besteuert werden sollen.

Gebühren für dicke Passagiere erhoben jüngst mehrere Airlines, doch Ryanair ging es nicht in erster Linie um Beschwerden von Sitznachbarn, die sich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeengt sahen, sondern generell um die Einführung einer neuen Gebühr. Also dürften 100 000 Reisende über die nächste Zusatzabgabe abstimmen, die als „Gewinneridee“ zudem mit 1 000 Euro honoriert wurde. Rund 29 Prozent der Befragten sprachen sich für eine Extrazahlung für dicke Menschen aus, 25 Prozent stimmten für einen Euro für Toilettenpapier mit dem Gesicht von Ryan-Air Gründer Michael O’Leary, was allein schon viel über die illustre Ryanair-Kundschaft aussagt.

Nun sollen die Ryanair-Fans auch noch über die Umsetzung ihrer „favorisierten Gebühr“ abstimmen. Zur Auswahl stehen u.a. die Bezahlung der „Fat Tax“ pro überflüssigem Kilo (bei Männern ab 130, bei Frauen ab 100 Kilogramm), eine Gebühr nach Körperumfang (115 Zentimeter bei Männern, 101 Zentimeter bei Frauen) oder eine Gebühr nach Punkten im Body Mass Index ab 40 Punkten. Sollte sich eine dieser Ideen durchsetzen, dürfte das Einchecken für dicke Menschen bei Ryanair künftig zum Spießrutenlaufen verkommen. Doch unternehmerische Sensibilität fiel bei der Kampagne anscheinend dem Wunsch nach Schlagzeilen zum Opfer.

Ryanair äußert sich in ihrer Pressemitteilung ganz ohne Bedenken zu diesem Thema. „Die oben genannten Möglichkeiten erscheinen uns als die einfachsten, fairsten und operational am leichtesten umsetzbaren. […]Außerdem wird die neue Gebühr – wenn eingeführt – vielleicht ein Ansporn für unsere besonders ‚großen‘ Passagiere, ein wenig abzunehmen und sich so leichter und gesünder zu ernähren.“