Immer häufiger stellen Schulen fest, dass Eltern die Ferien ihrer Kinder wegen eines Urlaubs eigenmächtig verlängern

Die Sommerferien sind in allen Bundesländern zu Ende gegangen und offenbar waren sie für viele Schüler noch nicht lang genug. Wie in jedem Jahr blieben Tausende von Sitzen in vielen Klassenzimemrn an den ersten Unterrichtstagen des neuen Schuljahres ebenso unbesetzt, wie auch an den letzten Schultagen des alten Schuljahres. Wie aber kommt es, dass gerade vor und nach den Ferien (übrigens nicht nur ein Phänomen der Sommerferien) so viel Schüler dem Unterricht fernbleiben?

Ein bischen Licht in das Dunkel brachte jetzt nach einem Bericht von n-tv die Nürnberger Polizei bei einer Kontrolle am Flughafen Nürnberg. Dort wurden die Fluggäste von ankommenden Maschinen überprüft und über 100 Familien ermittelt, die offenbar ohne Abstimmung mit Lehrern oder Schulleitung, die Ferien Ihrer Kunder eigenmächtig verlängert haben. Auch die etwas fadenscheinigen Begründungen wie „Krankheit im Urlaub“ oder „Zustimmung der Schulleitung“ ließen sich schnell mit einem Anruf bei der betreffenden Schule oder der Aufforderung, ein ärztliches Attest vorzuzeigen, was es natürlich nicht gab, als müde Ausreden enttarnen. Letztendlich genügte meistens auch schon ein Blick auf die Reiseunterlagen, aus denen dann sehr schnell klar wurde, dass die Reisetermine von langer Hand so geplant waren.

Ganz offensichtlich ist das Fernbleiben in den Tagen vor und nach Ferienbeginn also gar kein Aufbegehren der Schüler selbst, sondern geschieht vielmehr mit Billigung – oder noch wahrscheinlicher – sogar auf Wunsch der Eltern. Dass es sich hierbei um kein Kavaliersdelikt handelt, zeigen die auf die Eltern zukommenden Bußgelder. In Deutschland herrscht eine Schulpflicht, der sich ohne Erlaubnis der Schulen kein Schüler entziehen kann – auch nicht, wenn die Eltern der Meinung sind, ein paar Tage werden schon nicht so schlimm sein.

Aber warum nehmen Eltern aller sozialen Schichten ihre Kinder bewußt für ein paar Tage aus der Schule? Beim Prüfen dieser Frage offenbart sich ein sehr grundsätzliches Problem aus der Reisebranche, das besonders Familien mit schulpflichtigen Kindern betrifft. Denn ein Blick in die Preisteile der Reisekataloge – oder auch in die online Preisabfragen bei den Reiseportalen – offenbart, dass grundsätzlich zu Ferienzeiten, also in der Zeit, in der Familien mit Kindern reisen können, die Preise am höchsten sind. Kaum sind die Ferien vorbei, sinken auch wieder die Preise. Eine Familie mit zwei oder mehr Kindern kann da bei der Wahl eines entsprechenden Reisetermins schnell einige Hundert Euro sparen.

Bei allem Verständnis für das Streben der Reiseveranstalter, Hotels und Fluggesellschaften nach den höchsten Gewinnen fragt man sich da natürlich schon, wo denn die so oft gepriesene Familienfreunflichkeit bleibt. Familien sind eine wichtige und umkämpfte Zielgruppe der meisten Veranstalter und gerne gibt man sich da nach außen, zum Teil sogar mit speziellen Familienkatalogen – besonders familienorientiert. Sicher gibt es dann auch immer schöne Angebote, die sehr gut für Familien mit Kindern geeignet sind – beim Blick auf die Preistabellen zu Ferienzeiten hört es dann mit der Familienfreundlichkeit jedoch meistens auf. Wirklich familienfreundlich, aber natürlich nicht so ertragreich, wäre es natürlich, wenn zur Hauptreisezeit der Familien auch die Preise entsprechend günstig wären. Wer weiß, vielleicht würden sich die Veranstalter bei familiengerechten Preisen zur Ferienzeit sogar zusätzliche Kunden erschließen, die sich ansonsten die Reisen nicht leisten könnten.

Bei allem Ärger als Verbraucher über die Preisgestaltung der Reisekonzerne sollte man aber dennoch nicht vergessen, dass das bewußte Schuleschwänzen nicht die richtige Lösung sein kann. Wer sich frühzeitig um seine Reisebuchung kümmert, dem bieten sich auch noch ein paar andere, „legale“ Möglichkeiten, die Urlaubskasse etwas zu entlasten. Sei es durch das Ausnutzen von Frühbucherrabatten oder Hotels mit hohen Kinderermäßigungen oder aber einfach durch die flexible Wahl des Abflughafens. Oftmals lassen sich vergleichbare Preisvorteile auch schon realisieren, wenn man bereit ist, von einem anderen Abflughafen innerhalb eines Bundeslandes zu starten oder besser noch von einem Abflughafen in einem Bundesland, in dem die Ferien noch nicht begonnen haben oder schon wieder zu Ende sind.