Noch zu Beginn des Winters sah es so aus, als sollte diese Saison die letzte für das verträumte Skigebiet rund um den Walliser Ort Ernen werden. Nur 90 000 Skifahrer waren 2007 zwecks Wintersports angereist, Gastwirte, Skiliftbetreiber und Hotelbesitzer kämpften um ihre Existenz. Geldgeber mussten gefunden werden, doch wie? In einem letzten Verzweiflungsakt wandte man sich an die Öffentlichkeit. Im Rahmen der Kampagne „Wir verschenken ein Stück Wallis“ konnte schließlich ein britischer Unternehmer gewonnen werden. Für einen symbolischen Schweizer Franken kaufte er das Skigebiet und will nun kräftig investieren.

Als Geschäftsmann ahnte Bruno Prior bereits, dass das Angebot, von dem er in der englischen Zeitung „Times“ las, mit Schwierigkeiten verbunden sein würde. Von einem Skigebiet im Schweizer Wallis war dort die Rede, mitsamt vier Liften, zwei Pistenraupen und einer Schneekanone, zum sagenhaften Schnäppchenpreis von nur einem Schweizer Franken.

Trotz allem entschied sich Prior für den Kauf des Gebiets. Rund eine halbe Milliarde Franken will der Brite in den kommenden Jahren investieren, um aus dem verschlafenen Wintersportort eine moderne Skiarena mit Gondelseilbahnen und Sesselliften zu machen. Zudem sollen Gelder in Hotelanlagen fließen und die Bettenkapazität so um 800 weitere Schlafgelegenheiten erweitert werden.

Die Notsituation in Ernen ist das Symptom einer allgemeinen Krise der Skigebiete in der Schweiz. Immer mehr Wintersportorte schließen sich entweder zu größeren Einheiten zusammen oder müssen aufgeben. Allein in den letzten 25 Jahren sank die Anzahl der Liftbetreiber in dem Alpenland um etwa 22 Prozent. Dass der Brite Prior mit seinem Kauf dennoch eine gute Nase bewiesen haben könnte, liegt an der Höhenlage Ernens. Die Lifte reichen bis auf 2300 Meter und bieten deshalb in Zeiten des Klimawandels noch lange eine schneesichere Alternative.