Es ist wohl das einzige seiner Art: in der isländischen Kleinstadt Húsavik stellt ein Phallusmuseum die besten Stücke beinahe aller Säugetiere des Landes aus.

Interessierte Besucher können hier mehr als 100 Phallen und Phallusteile bewundern, von denen der 1,70 Meter lange und 75 Kilogramm schwere Pottwalpenis sicherlich der eindrucksvollste ist. Neben den biologischen Exponaten von Walen, Eisbären, Robben, Mäusen und Co. fehlt eigentlich nur noch das Ausstellungsstück eines Homo sapiens – zwar haben bereits mehrere Männer testamentarisch ihre Phallen posthum dem Museum vermacht, aber bisher hat noch keiner der generösen Spender das Zeitliche gesegnet.

Die angeschlossene volkskundliche Abteilung mit ihren zahllosen abergläubischen und folkloristischen Kunst- und Gebrauchsgegenständen knüpft an das Thema des Museums an. Die skurrile Bandbreite reicht von Hängevasen aus getrockneten Geschlechtsorganen über Lampenschirmen aus tierischen Hodensäcken bis hin zu geschnitzten Walrosszahndildos.

Für den Besitzer Sigurdar Hjartasson spielt Erotik in seiner Sammlung keine Rolle – vielmehr stehen Wissenschaft und Kunst im Vordergrund. Der Museumsleiter und pensionierte Lehrer legt alle Exponate, die er – hauptsächlich von großzügigen Spendern – kriegen kann, hingebungsvoll in Formalin ein oder präpariert sie im Trockenzustand mit Salz oder Silikon. Der große Zeitaufwand für die Konservierung und akribische Dokumentation über Fundort, Größe, Datum und Todesart tut der großen Sammelleidenschaft dabei keinen Abbruch.

Der isländische Staat zeigt sich nicht ganz so begeistert von Hjartassons Hang zur Phallologie: die finanzielle Unterstützung fällt bisher eher dürftig aus. So musste das Museum 1997 aus der Hauptstadt Reykjavik nach Húsavik umziehen, da hier die Mieten günstiger sind. Aber auch im hohen Norden bleiben die Gäste nicht fern: im letzten Jahr besichtigten mehr als 6.000 Menschen die Sammlung.