Für manche ist es Kunst in Vollendung, für andere dagegen eine Verschandelung der schönen Bergwelt des Oberengadins und eine einzige Provokation: gemeint ist eine überdimensionale, vom Basler Künstler Nikolai Winter gerfertigte, Frauenhand, die seit knapp vier Wochen auf dem Berg Muottas Muragl in der Nähe des noblen Skiorts St. Moritz und Pontresina thront.

Die Hand, die mittels Helikopter auf den Berg transportiert werden mußte, ist mit der polierten Oberfläche und den verchromt schimmernden Fingernägeln allein schon ein gewaltiger Anblick. Was sie aber besonders außergewöhnlich macht, ist allerdings ihr ausgestreckter Mittelfinger, der gemeinhin als sehr eindeutige Geste interpretiert werden kann.

Über Geschmack läßt sich bekanntlich ja immer streiten und auch der Künstler selbst meint, dass „Kunst immer im Auge des Betrachters liegt und jeder seine eigene Interpretation für ein Kunstwerk finden könne“. Wie auch immer – der „Stinkefinger“ auf Muottas Muragl hat mittlerweile durchaus kontroverse Diskussionen hervorgerufen. Für die Einen ist er ein MUSS, den man unbedingt gesehen haben muß, für die Anderen eine Beleidigung der Engadiner Berge, die unbedingt wieder entsorgt gehöre. Eine Meinung muß sich da wohl jeder selbst bilden.

Für die Gegend um den Muottas Muragl mit dem gleichnamigen Romantikhotel ist die Frauenhand nicht das erste Kunstwerk dieser Art. Bereits zuvor regten eine vier Meter hohe Skulptur des Bildhauers Timo Lindner, eine Eisenskulptur des Samedaner Kunstschmiedes Curdin Niggli und die neue Monduhr von Fred Bangerter die Besucher auf dem knapp 2.500 Meter hohen Berg zum Nachdenken und Innehalten an.