Anschläge in Luxushotels, Kinos, Krankenhäusern, Cafés und am überfüllten Bahnhof: bei einer beispiellosen Terrorserie in der westindischen Finanzmetropole Bombay wurden bis Donnerstagmorgen mehr als 80 Menschen getötet und zwischen 100 und 250 verletzt. Mit Schnellfeuerwaffen und Handgranaten bewaffnet griffen Terroristen am späten Mittwochabend an mehreren Orten gleichzeitig erstmals gezielt Ausländer und touristische Einrichtungen an. Durch zahlreiche heftige Schusswechsel, Explosionen und anschließende Geiselnahmen bleibt die Lage in der größten Stadt des Landes, die heute als Mumbai bezeichnet wird, weiter unübersichtlich.

Am Morgen riegelten Polizei und Militär noch immer zwei Hotels im Zentrum der Stadt ab, da Attentäter sich mit zahlreichen Geiseln in dem historischen Urlaubsdomizil Taj Mahal und im Oberoi verschanzt hatten. Zeugenaussagen zufolge haben die Terroristen besonders nach Amerikanern und Briten gefahndet. Zwischenzeitlich sollen sich bis zu 1.000 Urlauber in der Gewalt der Geiselnehmer befunden haben. Derzeit sind möglicherweise noch 70 Menschen festgesetzt. Die indische Hauptstadt Neu-Delhi sandte eine Spezialeinheit mit 200 Mann zur Bekämpfung von Geiselnahme.

Das gesamte Land steht unter Schock. Die Menschen zweifeln an der Staatsmacht und ihren Sicherheitsmaßnahmen. Auch die niedersächsische Europa-Parlamentarierin Erika Mann (SPD) wurde von den Extremisten bedroht und berichtete nach ihrer Flucht von chaotischen Zuständen in der Millionenmetropole.

Unter den Toten befinden sich mindestens elf Sicherheitskräfte, darunter vermutlich auch Hemant Karkare, der Anti-Terror-Leiter der lokalen Polizei, und neun Terroristen. Zunächst blieb unklar, ob auch Deutsche von den blutigen Angriffen betroffen sind.

Die bislang kaum in Erscheinung getretene islamistische Gruppe „Deccan Mujahideen“ bekannte sich in einem Schreiben zu den konzentrierten Anschlägen. Die Extremisten seien u. a. auf Booten in die auf einer Halbinsel gelegenen Hafenstadt gelangt.

Die deutsche und britische Regierung verurteilten die Terroranschläge scharf. Auch der gewählte US-Präsident Barack Obama und die französische EU-Ratspräsidentschaft reagierten betroffen auf die Meldungen über das Blutbad und sagten Indien ihre Unterstützung zu, um den terroristischen Netzwerken Einhalt zu gebieten.