Bettenburgen und Umweltschäden statt Jobs und regionalem Aufschwung

Bulgarien scheint vor den Trümmern einer vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Fremdenverkehrspolitik zu stehen: gigantische Bauprojekte ausländischer Investoren führen nicht wie erwartet zu neuen Arbeitsplätzen, Wohlstand und lokaler Entwicklung, sondern vielmehr zu riesigen Betonklötzen und gewaltigen Verwüstungen der Natur. Schon jetzt sind zahlreiche Touristenorte so verbaut, dass sie aus dem Angebot der Reiseveranstalter gestrichen wurden.

Nur fünf Prozent der Landesfläche Bulgariens werden als Naturparks geschützt – dagegen liegt der EU-weite Durchschnitt bei zwölf Prozent. Aber selbst z. B. die bisher als noch vergleichsweise unberührt geltenden Hochgebirge Rila und Pirin im Südwesten des Landes sind vor Verschmutzung, unkontrolliertem, z. T. illegalem Bebauen, Abholzung etc. nicht mehr gefeit. Die Entwürfe für ein neues Wintersportgebiet setzen sich beispielsweise unverfroren über die Grenzen des Rila-Nationalparks hinweg.

Und der Staat hat sich auf die Seite der Investoren geschlagen: trotz gesetzlich verankerter Ökobilanzen gab es in den vergangenen beiden Jahren keine nachteiligen Umweltverträglichkeitsprüfungen für ein Bauprojekt. Auch wurde der Status zahlreicher geschützter Gebiete geändert und, ebenso wie große landwirtschaftliche Flächen, als Bauland freigegeben.

Dabei wirkt sich diese Zubetonierung nicht nur negativ auf die eigentlich so schönen und vielfältigen Naturlandschaften des südosteuropäischen Landes aus: inzwischen werden auch immer weniger in- und ausländische Urlauber registriert. Statt mit Billigtourismus im Bettenbunker wären die ländlichen Regionen Bulgariens mit einer umweltfreundlichen, nachhaltigen Fremdenverkehrspolitik wohl weitaus besser bedient.