Erst vor wenigen Wochen hat der Vorstand der TUI verkündet, dass er sich zukünftig ausschließlich auf das Reise- und Tourismusgeschäft kümmern will und sich daher von seiner Beteiligung am Schifffahrtskonzern Hapag Lloyd trennen werde. In welcher Form dieses geschehen solle, ließ das Unternehmen bisher offen. Nach neuerlichen Druck durch den streitbaren norwegischen Reeder John Fredriksen, der mittlerweile der größte Einzelaktionär der TUI ist, und in einem offenen Brief Vorstand und Aufsichtsrat massiv kritisierte und diesen unter anderem mangelnde Dynamik bei den Verkaufsbemühungen vorwarf, äußerte die TUI sich jetzt öffentlich zum geplanten weiteren Vorgehen bei der Abspaltung von Hapag Lloyd.

Demnach hat der Verkauf von Hapag Lloyd jetzt höchste Priorität auf der Agenda des TUI Vorstands und ist deshalb auch zur Chefsache erklärt worden. Konzernchef Michael Frenzel will sich persönlich um den Verkauf kümmern und hat sich zu diesem Zweck mit Beratern der Deutschen Bank und von anderen Finanzinstituten verstärkt. Der Verkauf der Reederei soll jetzt so schnell wie möglich abgewickelt werden, wobei oberstes Ziel die Erlösung eines hohen Kaufpreises sei, an dem die Aktionäre auch beteiligt werden sollen. Experten schätzen den Wert von Hapag Lloyd auf bis zu sechs Milliarden Euro.

Wer also letztendlich den Zuschlag für Hapag Lloyd bekommt, scheint demnach nur noch eine Frage des Preises zu sein. Als einer der Hauptinteressenten wird derzeit immer wieder die in Singapur ansässige Containerreederei Neptune Orient Lines (NOL) genannt. Deren Chef, Thomas Held, dem sehr gute Verbindungen zum TUI Chef Michael Frenzel nachgesagt werden, ließ in letzter Zeit wiederholt durchblicken, dass sein Unternehmen im Rahmen der Konsolidierung der Schifffahrtsbranche ein gewichtiges Wort mitreden möchte und daher sehr an der Übernahme von anderen Reedereien interessiert sei. Eine Übernahme der nicht gerade kleinen Hapag Lloyd käme da sicher durchaus gelegen.

Auf der anderen Seite formiert sich derzeit auch eine finanzstarke Hamburger Investorengruppe, die die traditionsreiche Hapag Lloyd gerne in Hamburg halten möchte und vielleicht sogar von der Hamburger Politik unterstützt wird. Für viele konservative Hamburger (Reedereiexperten) ist ein Verkauf der ebenso konservativen – und vor allem über Jahrzehnte mit Hamburg eng verbundenen – Hapag Lloyd nach Asien schlichtweg nicht vorstellbar.

Für die TUI und deren Investoren also erst einmal eine ganz gute Ausgangsposition im Feilschen um den höchsten Preis. Was aus den Hapag Lloyd Mitarbeitern wird, scheint demnach zum jetzigen Zeitpunkt allerdings auch noch völlig offen.