Es steht derzeit nicht gut um Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin. Ende der letzten Woche wurden vom Vorstand im Rahmen der Bilanz-Pressekonferenz die Geschäftszahlen für das Jahr 2011 präsentiert – und die fielen sogar noch schlechter aus als viele Pessimisten bereits im Vorfeld befürchtet hatten. Auf eine Kurzform gebracht, lautete die Botschaft von Vorstandschef Hartmut Mehdorn: die Umsätze sind gestiegen, die Verluste allerdings auch – und zwar auf die Rekordsumme von 272 Millionen Euro.

Der Vorstand der Fluggesellschaft macht für das schlechte Ergebnis vor allem externe Einflüsse verantwortlich. Gestiegene Treibstoffkosten (Effekt 229 Mio. Euro) und die Einführung der umstrittenen Luftverkehrssteuer (166 Mio. Euro) hätten das Ergebnis verhagelt, aber auch der strenge Winter in Europa Anfang 2011, der arabischen Frühling sowie Fluglotsenstreiks und Androhungen von Streikmaßnahmen hätten einen Einfluß auf das Ergebnis gehabt. Ob es auch Managementfehler gegeben haben könnte, blieb offen.

Für die Zukunft verbreitet Vorstandschef Mehdorn hingegen Optimismus. Das interne Effizienzverbesserungsprogramm „Shape & Size“ zeige erste Wirkungen, denn trotz weiterhin gestiegener Kerosinpreise werde bereits im ersten Quartal eine besseres Ergebnis als im Vorjahresquartal erzielt und richtig zum Tragen kommt das Programm dann im zweiten Halbjahr 2012, wenn durch die Verbesserung der Effizienz aller betrieblichen Prozesseeine eine operative Ergebnisverbesserung von mehr als 200 Mio. Euro realisiert werden soll.

Auch die Ende des letzten Jahres bekannt gegebene strategische Partnerschaft mit Etihad Airways soll sich positiv auf die Enwicklung von Air Berlin auswirken, insbesondere durch Wachstumschancen in Richtung Asien und Australien. Auch in den Beitritt zur internationalen Luftfahrtallianz oneworld setzen die Verantwortlichen von Air Berlin große Hoffnung.

Doch werden diese Schritte reichen, die Fluggesellschaft wieder auf Kurs zu bringen? Nicht wenige Luftfahrtexperten munkeln, Air Berlin habe sich durch die Zukäufe der letzten Jahren schlichtweg übernommen und habe es bisher nicht geschafft, die übernommenen Fluggesellschaften rentabel in den Konzern zu integrieren. Das interne Effiziensprogramm ist daher sicher ein schmerzhafter, wohl aber notwendiger Schritt, der hoffentlich nicht zu spät kommt.