In Tschechien gibt es Hunderte erhaltener historischer Wassermühlen und noch eine Handvoll alter Windmühlen. Bei herbstlichen Wanderungen zeigen sie sich jetzt im schönsten Licht – ob an einem der zahlreichen Gebirgsbäche, im Prager Venedig oder am Dorfrand. Viele von ihnen wurden zu Hotels oder Restaurants umgebaut. Einige befinden sich sogar auf der Liste der Nationalen Kulturdenkmäler und manche laden als Schaumühlen zum Besuch ein. Erst kürzlich wurden einige sehenswerte Objekte erneuert.
Anfang September 2018 öffnete sich die Windmühle von Velké Těšany nahe der UNESCO-Welterbestadt Kroměříž (Kremsier) nach rund einjährigen Restaurierungsarbeiten wieder für Besucher. Das 1830 als Mühle deutschen Bautyps errichtete Bauwerk steht seit 2014 auf der Liste der Nationalen Kulturdenkmäler Tschechiens. Bei den Arbeiten wurden schadhafte Teile der Holzkonstruktion ausgetauscht, und so die Statik der Mühle gesichert. Das zweigeschossige Gebäude war bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Betrieb.

Vollkommen erneuert wurde auch das ansehnliche Wasserrad der Großprior-Mühle (Velkopřevorský mlýn) im Prager Venedig. Wegen der geschlossenen Fluttore lag das Holzbauwerk zu lange trocken, die Planken bekamen Risse und Schrauben lösten sich. Besucher können nun eine exakte Kopie des Eichenholzbauwerks sehen, das mit einem Durchmesser von acht Metern und einem Gewicht von fünf Tonnen zu den größeren in Mitteleuropa zählt. Die Mühlanlage wurde einst von den Maltesern begründet und erhielt ihre heutige Form im Stil der Renaissance im Jahr 1598. Besucher können im gleichnamigen Restaurant mit Blick auf das Mühlrad ein böhmisches Bier und traditionelle Küche genießen.

Dem Aufbau der alten Rieger-Mühle im schlesischen Mikulovice (Niklasdorf) hat sich der junge Restaurateur David Veverka verschrieben. Jahrzehntelang verfiel das mehrfach umgebaute Barockgebäude, das auf den Resten eines Vorgängerbaus aus dem Mittelalter entstand. Schuld war die Lage direkt an der polnischen Grenze, weitab der quirligen Hauptstadt und der anderen Zentren des Landes. Veverka gelang es, im Auftrag der neuen Besitzer binnen drei Jahren die fast vollkommen zerstörte Technik der Anlage wiederherzustellen. So sind das Getriebe und die Walzen wieder funktionstüchtig, nach Abschluss aller Arbeiten soll damit auch wieder Mehl gemahlen werden. Künftig soll in dem eindrucksvollen Gebäude ein historisch-technisches Museum entstehen. Besucher können dann sogar Brot aus einer eigenen Bäckerei kosten und erstehen. Derzeit wird weiter an der Konservierung und Restaurierung des Baukörpers gearbeitet. Neugierige können sich aber bereits jetzt nach vorheriger Anmeldung bei den Besitzern durch die Anlage führen lassen.

Die wohl bekannteste und schönste Mühle Tschechiens ist die Wassermühle von Slup (Zulb) bei Znojmo (Znajm). Seit 1995 ist sie als Nationales Kulturdenkmal geschützt. Das Besondere an der Anlage sind die vier Wasserräder und die technischen Einrichtungen aus verschiedenen Jahrhunderten. Die vier Räder treiben vier verschiedene Mahlwerke an, davon eines mit Walzen. Alle sind bis heute voll funktionstüchtig, Besucher können ihnen beim Zerreiben der Getreidekörner zuschauen. Die schon in Mittelalter urkundlich belegte Mühle erhielt im 16. Jahrhundert ihre heutige Gestalt im Stil der Renaissance mit einer dekorativen Freitreppe, die von einem Türmchen bekrönt ist. Der Wasserzulauf erfolgt durch den Thayamühlbach(Dyjsko-mlýnský náhon), einen vor 1302 künstlich angelegten Kanal, der über 32 Kilometer von der Thaya abgezweigt wurde. Die eindrucksvolle Mühle wird heute als Filiale vom Technikmuseum Brünn betrieben und ist von April bis Ende Oktober für Besucher geöffnet.

Infos über tschechische Wassermühlen bietet das Projekt www.vodnimlyny.cz.