Dass die US-Regierung Urlauber überwacht und Informationen über sie ansammelt, weiß jeder. Das Ausmaß, mit dem dieses geschieht, war bisher allerdings unklar, denn laut der Washington Post häufen die Sicherheitsbehörden weitaus detailliertere Daten über Touristen an als vermutet. Alles erscheint der Regierung interessant – mit wem die Touristen zusammen reisen, wo sie wohnen, welche persönlichen Gegenstände sie mit sich führen. Dazu gehört z. B. auch, „verdächtige“ Reiselektüre auszuspähen.

Eine Schar von Bürgerrechtlern kam dieser Info-Sammelleidenschaft auf die Schliche, als sie die Behörden aufforderte, den Report über ihren eigenen Trip darzulegen. Über einen der Mitreisenden, John Gilmore, war z. B. notiert worden, dass er eine Ausgabe des Buches „Drugs and your rights“ sowie kleine Plastik-Säckchen mit einem Marihuanablatt-Zeichen dabei hatte.

Auch die Reisegewohnheiten der eigenen Landsleute werden peinlich genau festgehalten. Angespornt von den neuen Einsichten Gilmores fanden andere Zivilrechtler und Datenschützer heraus, dass die US-Regierung die genauen Reise-Gepflogenheiten von Millionen Amerikanern, von Vielfliegern und Geschäftsreisenden, Urlaubern und Autofahrern speichert. Auch hier wird vermerkt, wer wann mit wem wohin reist, was er im Gepäck hat – und was er liest.

Auch wenn das US-Heimatschutzministerium dementiert, dass die Lektüre der Touristen die Beamten neugierig macht, und vielmehr darauf hinweist, dass nur auffällige Verhaltensweisen oder persönliche Dinge ein genaueres Hinsehen zur Folge haben, erklären doch frühere Mitarbeiter des Ministeriums, das Überwachungssystem sei bereits seit Mitte der 90er Jahre aktiv, jedoch seit 2002 automatisiert und beträchtlich erweitert worden. Regierungssprecher erläutern, dass die persönlichen Urlauber-Daten ungefähr 15 Jahre lang aufbewahrt werden, um dem durch jeden einzelnen Touristen steigenden Sicherheitsrisiko im Land entgegenzuwirken. Diese Überwachung sei nicht illegal und mit dem US-amerikanischen Grundgesetz zu vereinbaren.

Datenschützer sind da ganz anderer Meinung. Nicht nur, dass die Beobachteten meist gar nichts von ihrer Überwachung mitbekommen, sondern es gibt bisher keine effizienten Verfahren, bei einer Fehlverdächtigung eine Korrektur durchzuführen. Darüber hinaus mutmaßen Zivilrechtler, dass die strikten Kontrollen gegen die US-Privatschutzgesetze aus dem Privacy Act verstoßen.

Präsident Bush bleibt von der Debatte unbeeindruckt. Ganz im Gegenteil – das Weiße Haus kämpft zurzeit dafür, den umstrittenen „Protect America Act“ beständig im Gesetz aufzunehmen, damit US-Sicherheitsbehörden ohne richterliche Verfügung Telefonate mithören können. Andernfalls würde die Bestimmung am 1.2.2008 auslaufen.