Mit 13 000 Quadratkilometern ist das deutsche Wattenmeer eines der größten Feuchtgebiete der Welt und die größte zusammenhängende Wattfläche der Erde. Aufgrund seiner Bedeutung als Ökosystem könnte es in einer Reihe mit dem Great Barrier Reef in Australien oder dem Grand Canyon stehen. Doch mit der Nominierung des Wattenmeers als UNESCO-Weltnaturerbe sieht es schlecht aus, da die Bewerbung nach über 16 Jahren Vorbereitungszeit am „Nein“ von Hamburgs Oberbürgermeister Ole von Beust zu scheitern droht.

Hamburgs Anteil am Wattenmeer ist zwar der kleinste der drei Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg, doch mit dem Gebiet der Elbmündung rund um die Insel Neuwerk ein Herzstück des Nationalparks. Von Beust lehnt die Bewerbung ab, da er Nachteile für die geplanten Projekte rund um den Hamburger Hafen (z.B. Elbvertiefung) und damit eine Gefährdung von Arbeitsplätzen fürchtet.

Niedersachsen, Schleswig-Holstein und die Umweltverbände reagieren verständlicherweise mit Unverständnis auf von Beusts Entscheidung. Das Ökosystem Wattenmeer ist zwar jetzt bereits durch Nationalparks und Naturschutzgebiete geschützt, doch der Titel „Weltnaturerbe“ impliziert eine internationale Ebene, die die Lösung von grenzüberschreitenden Problemen rund um das Wattenmeer begünstigt. Zudem müssen bereits mit der Bewerbung Pläne vorgelegt werden, die aufzeigen, wie das Gebiet auch für zukünftige Generationen langfristig erhalten werden kann. Die UNESCO-Nominierung würde dem Wattenmeer also einen hohen Zusatzbonus in Sachen Naturschutz verschaffen.

Zudem ist das Prädikat „Weltnaturerbe“ ein äußerst wirksames Marketinginstrument. Die Gastgeber an der deutschen Nordseeküste dürften bei einem positiven Entscheid darauf hoffen, über das übliche Zielpublikum hinaus, auch zahlreiche neue Besucher aus aller Welt rund um ihr Welterbe begrüßen zu können. Der Fremdenverkehr würde angekurbelt und mit ihm vielleicht auch weitere wirtschaftliche Aktivitäten rund um das Wattenmeer und seinen Schutz, in einer ansonsten nicht gerade strukturstarken Region.

Mit dem Veto aus Hamburg, das erst 2001 seine grundsätzliche Zustimmung zu der Bewerbung gegeben hatte, steht das Unterfangen „Weltnaturerbe Wattenmeer“ auf wackeligen Beinen. Die Unterlagen müssen bei der UNESCO bis zum 1. Februar eingegangen sein, andernfalls ist eine erneute Bewerbung erst 2009 wieder möglich. Sollte sich die Hamburger Entscheidung nicht ändern, wollen Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit der Zustimmung Hollands notfalls auch allein den Antrag einreichen.