Sidi Bou Said

Sidi Bou Said liegt 20 Kilometer nördlich von Tunis und hat seinen Namen von dem heiligen Moslem Abu Said Ibn Khalef Ibn Yahia El-Beji, der unter einer Kuppel nahe dem bekannten Café El Allia (Café des Nattes) begraben ist. Das malerische Dorf im andalusischen Stil, das auf dem über 100 m hohen, zum Meer hin steil abfallenden Cap Carthage liegt, zählt zu den meistbesuchten Touristenzielen des Landes und gilt als teuerste Wohngegend ganz Tunesiens.

Der Ort etablierte sich zu Beginn des 20. Jhs. zu einem internationalen Künstlertreff, insbesondere der Besuch der Maler August Macke, Paul Klee und Louis Moilliet 1914 – für Paul Klee verkörperte der Ort "die Leibhaftigkeit des Märchens" und die zahlreichen Aquarelle Mackes vom Café des Nattes – verhalfen dem Städtchen zu internationalem Ruhm. Im April 1914 brachen Paul Klee, August Macke und Louis Moilliet zu ihrer später legendär gewordenen Studienreise nach Tunesien auf. Die fremdartigen orientalischen Eindrücke und das einzigartige Licht Nordafrikas inspirierten Macke und Klee zu jeweils über dreißig Aquarellen und Hunderten von Zeichnungen, die in die Kunstgeschichte eingegangen sind. Sie besuchten neben Tunis mit seiner Umgebung noch Hammamet und Kairouan, doch das bekannteste Werk aus dieser Zeit dürfte August Mackes "Blick auf eine Moschee" sein, das ein unverändertes Café des Nattes, überragt vom Turm der Moschee, zeigt. Klee sagt: "Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen."

Der britische Bankier und Musikförderer Baron Rudolphe d’ Erlanger setzte 1915 einen umfassenden Denkmalschutz durch, dem Sidi Bou Said die Erhaltung seines ursprünglichen andalusischen Charakters verdankt. Der Denkmalschutz sichert bis heute, dass auch alle neuen Bauten im gleichen Stil wie die bisherigen erbaut werden müssen. Die blendend weißen kubischen Häuser mit ihren verzierten blauen Türen und Fenstergittern, die engen, winkligen Gassen, durchbrochen von Treppen, die üppigen Gärten, die herrliche landschaftliche Lage und nicht zuletzt der Ruf einer »Künstlerkolonie« haben Sidi Bou Said inzwischen zur beliebtesten Touristenattraktion in der Umgebung von Tunis gemacht; der Ort wird in der Saison tagsüber von Fremden geradezu überflutet. 

Mekka der Künstler ist Sidi Bou Said bis heute. Viele Maler haben dort ihr Atelier, wer genug Zeit mitbringt, kann sie tagsüber in romantischen Winkeln beim Skizzieren beobachten und trifft sie abends auf den Terrassen der Cafés. Darunter sind Newcomer wie der junge Zied Lasram, der seine beachtlichen Aquarelle mit heimischen Motiven schon auf Ausstellungen in Hammamet und Tunis zeigte. Aber auch bereits zu Ruhm gekommene Künstler haben ihren Wohnsitz in dem hübschen Städtchen wie El Mekki, Tunesiens berühmtester Maler, der das Dekor der tunesischen Geldscheine, der Dinarmünzen und vieler Briefmarken entworfen hat, auch Hedi Turki, Jalel Ben Abdallah, Rachid Koraichi und viele andere.

Bei einem Besuch von Sidi Bou Said sollte man auf jeden Fall einmal das Dar Annabi besuchen, ein Privatmuseum in einem wunderbaren alten Palais mitten im Dorf. Ein Geheimtipp ist noch das maurische Palais des englischen Barons Rudolphe d‘ Erlanger, das heute das Centre des Musiques Arabes et Mediterraneennes beherbergt. Von hier hat man einen wundervollen Blick auf die Bucht bis hinüber nach Karthago und Tunis.