Ruinenstadt Salamís

Die Stadt Salamís, deren Überreste sich etwa sechs Kilometer nördlich von Famagusta befinden, war einst die herrschende Metropole über die anderen Stadtkönigtümer Zyperns. Knapp zwei Jahrtausende bestimmte sie die Geschicke der Insel maßgeblich. Mystische Legenden ranken sich um ihre Gründung im 12. Jahrhundert v. Chr. Angeblich soll Teukros, der Sohn Telemanons, nach der Zerstörung Trojas hier einen Zeus-Tempel errichtet und sich zum ersten König der Stadt ernannt haben. Heute zählt das Grabungsfeld von Salamís zu den wichtigsten Fundstätten Zyperns, dessen Ruinen hauptsächlich aus der Spätantike und der byzantinischen Zeit stammen. Die Ausmaße des Areals sind so gewaltig, dass die einzelnen Sehenswürdigkeiten mit dem Auto angesteuert werden können.

Zu ihrem Beginn eine relativ kleine Stadt, entwickelte sich Salamís im Laufe der Jahrhunderte zu einer der wichtigsten Handelsniederlassungen Zyperns und breitete sich schnell in alle Richtungen aus. Zu Gute kam ihr dabei ihre Lage an einer breiten Bucht, die auf den Routen in den Orient nach Ägypten, Killikien und Phönizien lag. Hier wurden unter König Euelthon von Salamís auch die ersten Münzen der Insel geprägt (5. Jahrhundert). Nach dem man sich mit Hilfe Alexanders des Großen der konfliktreichen Beziehungen zu den Persern befreit hatte, erlangte Salamís die Vormachtstellung unter den Stadtkönigtümern.

Erdbeben und Flutwellen zerstörten die Stadt, die in ptolemäischer Zeit hinter Pafós zurück treten musste, jedoch wurde sie zu Anfang des 5. Jahrhunderts unter dem Namen „Constantia“ erneut aufgebaut und konnte zu altem Glanz zurück finden, erst die Arabereinfälle des 7. Jahrhunderts besiegelten ihr Schicksal. Einige Kilometer südlich gründete man stattdessen die Siedlung Ammóchostos, aus der sich das heutige Famagusta entwickelte.

Zu den sehenswertesten Überresten in Salamís zählen das Gymnasium, die Thermen und das Theater, die aneinander angrenzen. Man erreicht die Anlagen vom meerwärts gelegenen Eingang. Wie überall in der antiken Welt, spielte auch in Salamís die körperliche und geistige Ertüchtigung eine wichtige Rolle. Diesen ging man im Gymnasium nach, einem rechteckigen Bau, der auf den Ruinen seines Vorgängers im 4. nachchristlichen Jahrhundert erbaut wurde. Das Zentrum der Anlage bildet ein 54 mal 40 Meter freier Platz mit einem Brunnen, auf dem die Übungen ausgeführt wurden. Gesäumt wird das Trainingsfeld von vier Säulenhallen, in denen Umkleide-, Arbeits- und Aufenthaltsräume untergebracht waren, die aber ebenso für das philosophische Gespräch genutzt wurden.

Direkt an das Gymnasium grenzen die Thermen. Die von zahlreichen Mosaiken mit Motiven der antiken Mythologie geschmückten Bäder gliederten sich in mehrere Räume mit Kalt- und Warmwasserbecken sowie Schwitzbädern. Reste der Heizungsanlage, die die Therme mit warmem Wasser versorgte, sind am nördlichen Ende des Baus erhalten geblieben.

Von den Bädern ist es nur ein kurzer Fußmarsch zum Theater, das südlich des Komplexes in den 1960er Jahren von Archäologen rekonstruiert wurde. Der ursprüngliche Bau stammt aus augusteischer Zeit, wurde jedoch durch die Erdbeben des 4. Jahrhunderts stark in Mitleidenschaft gezogen und später als Steinbruch genutzt. Das Theater bot Platz für 17 000 Zuschauer und war damit eines der größten Spielräume des antiken Mittelmeerraums. Die Bühne wird vom Halbrund der Zuschauertribünen umgeben, die sich 20 Meter über dem Orchestra erhoben. Hinter dem Spielraum ragt eine etwa 40 Meter hohe Bühnenwand auf, die Skene, die durch reiche Malereien verziert wurde.

Zu den Höhepunkten der Ausgrabungen von Salamís gehören die Königsgräber, die sich in der westlich der Stadt errichteten Nekropole befinden. Die Totenstadt, in der Adelige und Könige bestattet wurden, wurde bereits in vorchristlicher Zeit errichtet und ist das längste Gräberfeld Zyperns. Alle Gräber wurden nach demselben Typus angelegt. Durch einen von Mauern umfassten Zugang gelangt man in einem Vorhof, hinter dem der Tumulus mit der Grabkammer liegt. Die in den letzten Ruhestätten gefundenen Grabbeilagen gaben detaillierte Auskunft über den damaligen Bestattungsritus. Diese und weitere Funde aus Salamís werden im zwei Kilometer westlich gelegenen Kloster des heiligen Barnabas in einem Museum ausgestellt.

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